Warum ist es so schwierig in selbiges zu gelangen bzw. dort zu verharren? Oder ist das eine gar schwieriger als das andere? Ich vermute dies beurteilt jeder individuell. Ich z.B. habe mich gerade erst auf den Weg gemacht um herauszufinden was mir zu Gleichgewicht verhilft. Spannend auch die Frage danach, wie man Gleichgewicht definiert. Primär wohl mit Ausgeglichenheit, Ausgewogenheit und Stabilität. Etwas physikalischer betrachtet bezeichnet es den Zustand eines Körpers in welchem die entgegengesetzt wirkenden Kräfte einander aufheben. Runtergebrochen auf meine persönliche kognitive Verständnisebene also das Ausbalancieren von Gegensätzlichkeiten oder gar der Wegfall alter, entgegengesetzt wirkender Kräfte woraus etwas neues entsteht? Oder bezeichnet Gleichgewicht per Definition im Ergebnis einen statischen Zustand eines sonst dynamischen Systems? Diese bedeutungsschwangere Sichtweise sagt mir als Systemikerin natürlich besonders zu, wirft aber Fragen auf: Brächte Gleichgewicht also Statik in die Dynamik und wäre dies gleichbedeutend mit Stillstand?
Dieser sagenumwobene Zustand nach welchem es uns allen gelüstet- Gleichgewicht. Leicht spirituell aber bitte ja nicht esoterisch angehaucht in gleicher Erwähnung mit Gelassenheit, innerer Ruhe, Zufriedenheit und Selbstachtsamkeit. (Wäre dies ein Instabeitrag, fielen mir unzählige Hashtags ein.) Ich komme an dieser Stelle selbstredend nicht umhin mich zu fragen, ob dies alles neumoderner Kram ist. Meine Mutter hatte sicher keine Zeit für #innerebalance #feelthebalance #loveyourself #mindfulness. Eher so #grundversorgung #allesuntereinenhutkriegen #alltagmusslaufen #funktionierenhilftueberleben. Wenn also kein neumoderner Mumpitz, was dann? Haben wir uns in den letzten Jahren bewusst mehr in den Focus genommen, entgegen der Schnelllebigkeit und der „höher-schneller-weiter-Mentalität“? Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es eine Mischung aus beidem. Für alles gibt es Swamis, Gurus, Trainer, Coaches, Bücher, Seminare, Blogs und Podcasts. Allerdings sind aus meiner Sicht die Grenzen zwischen Abzocke und seriöser Lebensberatung hauchdünn. Zudem frage ich mich ob all diese meine-Weltverbesserer und Lebensverschönerer selbst im Gleichgewicht sind. Ich stelle es mir furchtbar anstrengend vor ein gut laufendes Yogastudio zu leiten oder Großveranstaltungen zum Thema: „Werde Manager deines Lebens“ zu organisieren und durchzuführen. In beiden Fällen klingelt es in der Kasse. Vielleicht hält dies im Gleichgewicht, im materiellen. Sind diese Gleichgewichtsarchitekten also im Zustand des wohltuenden Stillstandes (Um mal wieder auf das Definitionsgewirr zurückzukommen) wo doch Stillstand laut Herbert G. der Tod sein soll? (Warum sagt der sowas eigentlich und bringt mich damit gedanklich schon wieder vom rechten Weg ab? Was bringt denn entsprechend dieser Betrachtungsweise das Gleichgewicht aka den Stillstand zum Sterben? Am Ende also doch die sich aufhebenden, entgegengesetzt wirkenden Kräfte eines Körpers? Danke Herbert, das macht es jetzt nicht einfacher!)
Was aber bringt mich denn nun in diesen von den Medien als seelenschmeichelnden, gelassenen und sehr erstrebenswerten Zustand gepriesenen lebensverschönernden Persönlichkeitsolymp? Will ich da überhaupt sein? So ohne Anleitung eines Coaches oder Gurus? Ich lasse mich lieber durch die Erfahrungen anderer Suchender inspirieren. Und auch diese gedanklichen Irrfahrten helfen mir. Dieses Zerdenken von einfachsten Sachverhalten zeigt mir am Ende zumindest was mich erfahrungsgemäß AUS dem Gleichgewicht bring und da minus und minus plus ergibt, bin ich mit diesem Ausschlussverfahren doch auf der sicheren Seite, denn was unterm Strich bleiben wird, dürfte dann wohl gleichgewichtszuträglich sein.
Und so ist es mein erklärtes Ziel, mich zukünftig wie eine Seiltänzerin (übrigens der aktuelle Berufswunsch meines Sohnes. Er hats verstanden!!!) im Gleichgewicht bleibend, durch meine Welt zu bewegen. Durch sich einander aufhebende, entgegengesetzt wirkende Kräfte in eine „Balance des Neuen“ kommend. Was auch immer diese Balance ausmacht und nährt. Sicher nichts wofür Buddha den „gefällt mir-Button“ drücken würde, aber den Anspruch habe ich auch gar nicht. Ich wünsche mir mehr Gleichgewicht zwischen Beruf und Freizeit, zwischen meinen doch häufig variierenden Stimmungen und zwischen tun müssen und wollen dürfen. Kein Überhang mehr in einzelnen Bereichen, keine bzw. weniger (kleine Brötchen backen Mädchen) statistische Ausreißer, aber bitte auch keine Nulllinien.
Eher dynamische Konstans im Sinne beweglicher Beständigkeit.