Heute Nacht war sie bei uns. Das erste Mal.
Nachdem der Zwergenmann sich seit Tagen mit einem Wackelzahn rumgeärgert hat, erwartete mich gestern beim Abholen in der Kita die freudige Botschaft. Endlich sei er draußen. Ein beherzter Biss in den Apfel hatte für Erlösung gesorgt. Leider ereignete sich das Spektakel auf dem Außengelände der Kita und das Zähnchen ging verloren. Ganz besorgt war der kleine Mann, ob denn die Zahnfee auch kommen würde, wenn der Zahn nicht unter dem Kopfkissen liegen würde. Aber selbstverständlich kommt die Dame auch angeflogen, wenn der Zahn nicht unter dem Kissen liegt. Das konnte ich mit dem Mini und auch mit der Zahnfee so abklären. Dieses magische Denken wie nur Kinder es haben, verzaubert mich jedes mal aufs Neue. Mit fast 6 Jahren ist seine kleine Welt noch völlig in Ordnung und ich hoffe dies wird auch noch lange so bleiben. Kinder sind so authentisch und agieren ausschließlich bedürfnisorientiert. Die Angepasstheit an gesellschaftliche Normen und Werte ist erlerntes Verhalten und entwickelt sich nach und nach. Dieses bislang ausschließlich glückliche und sorgenfreie Kind, wird leider wie wir alle auch, noch schmerzliche Erfahrungen machen, sein Weltbild immer wieder korrigieren müssen und hoffentlich seinen Weg finden. Ich kann nicht mehr tun, als ihn zu lieben und ihm damit ein sicheres Fundament zu geben. Ihm das Gefühl geben, dass egal was er tun wird, welche Entscheidungen er treffen oder auch nicht treffen wird, ich da sein werde. Ich wünsche mir für immer sein sicherer Hafen sein zu dürfen, in welchem er anlegen, ablegen und verweilen kann.
Manchmal glaube ich, dass Kinder egal in welchen sozialen Kontexten sie auch immer geboren werden und aufwachsen, die elterliche Liebe die wichtigste von vielen Variablen darstellt. Urvertrauen, Sicherheit, Geborgenheit, Bindung und Verlässlichkeit- vielmehr brauchen sie zunächst nicht. Und mein Kind wird geliebt. Grenzen u.- bedingungslos. Von seiner gesamten Familie. Dies spürt er deutlich und ist deshalb vermutlich überwiegend ein so glücklicher kleiner Mensch, den allerdings negative Erfahrungen emotional völlig aus der Bahn werfen. Bislang gelang es uns sehr gut, dies aufzufangen und zu relativieren, ebenso aber auch einen realistischen Blick auf die Welt zu vermitteln. Es gibt nicht nur gute Menschen, nicht nur liebe Kinder, es gibt auch mal Streit und manche Dinge muss man eben tun ohne sie verhandeln zu können. Diesbezüglich muss ich meinen Kleinen noch stark machen.
Nichtsdestotrotz ist da diese unbeschreibliche, heilende Mutterliebe, die sich im ganzen Körper ausbreitet und die von der Intensität her, mit keinen anderen Emotionen auch nur im Ansatz vergleichbar ist, die ihn hoffentlich diese verrückte Welt ertragen lässt. Wenn er nachts in mein Bett gekrochen kommt und sich an mich schmiegt, wenn jeden Abend nach der Gute-Nacht-Geschichte seine kleinen Hände über mein Gesicht streicheln um mir dann zu sagen, ich sei die beste Mama der Welt…das entlohnt für alles und macht mich zutiefst dankbar. Dann ist meine Welt wieder in Ordnung und seine ist es sowieso. Noch zumindest.
Geben wir diesen kleinen Wesen, die unsere Zukunft sind, also das was sie brauchen. Auch wenn es bedeutet, sich in seinen eigenen Bedürfnissen mal komplett zurückzunehmen, Entscheidungen zu akzeptieren die nicht unsere sind und Wege zu begleiten von denen wir glauben es seien die falschen. Das ist eine wahnsinnige Herausforderung an der sowohl mein Zwergenmann als auch ich wachsen werden. Gemeinsam und in Liebe.