Ui, das ist aber ganz schön viel verlangt, zumal genau das doch am meisten Spaß macht. Das sich suhlen in Klischees und die Euphorie, wenn sie sich bestätigen. Wer sagt denn nicht gern: „Hab ich es doch gewusst!, oder: „ Hab ich es dir nicht gesagt!?“ Leise klingen die Fanfaren im Hintergrund und der Triumph ist unser. Aber was, wenn nicht wir es sagen, sondern wenn man es auf uns bezieht, wenn wir damit gemeint sind? Dies steht leider auf einem ganz anderen Blatt!
Also, ich persönlich bin ja auch eher eine von diesen liebenswert neurotischen Persönlichkeiten, aber zumindest sehr erfrischend für meine Umwelt. Wer jedoch in den Genuss kommen sollte je mein Badezimmer zu betreten, wird auf seltsame Dinge stoßen. Beginnen möchte ich an dieser Stelle mit Mr. Federball, der wie sein Name vermuten lässt, ein Federball ist. Ich habe ihn beim baden in der Wanne…er schimmert so schön hellblau unter dem Schaum hervor, aber genug davon. Die Geschichte dazu ist, dass es eine Geschichte gibt, denn die meisten Dinge im Leben die anderen merkwürdig scheinen, haben für uns eine verklärt nostalgische Bedeutung. Mr. Federball stammt von meinem letzten Geburtstag, als ich noch in der Nähe von Frankfurt wohnte. Wir haben ein Lagerfeuer gehabt, lecker gegrillt und es war so ziemlich jeder da, der mir wichtig war. Zu dem Zeitpunkt war mir nicht klar, dass es mein letzter Geburtstag in so vertrauter Runde sein würde. Ich zog ein halbes Jahr später nach Hannover.
Mit Mr. Federball haben wir den ganzen Tag gespielt und da unter zunehmendem Alkoholeinfluss Frauen ja gern mal wieder zwölf Jahre alt sind, schloss ich meinen hellblauen Federball ganz besonders ins Herz. Noch in Frankfurt, badete der nun auch nicht mehr namenlose Spielkamerad regelmäßig mit mir und so war es ja wohl klar, dass er auch mit nach Hannover zog.
Hallo?! Es kommt mir beim Schreiben ja schon seltsam vor, wie muss es da erst beim Lesen auf Sie wirken? Und dieser Federballsplin ist nur einer von vielen. Ich habe zum Beispiel einen Zählzwang, aber mit dem kann ich ganz gut leben. Ich war mal sehr erleichtert als eine Freundin neben mir sitzend meinte: “Wie furchtbar, ich muss immer alles um mich herum zählen!“ Na da ging die Party richtig los, kann ich ihnen erzählen! Ich war also nicht allein auf der Welt, mit dem Zwang ständig Dinge zählen zu müssen. Ab und an schicken wir uns lustige MMSen übers Handy, mit möglichst vielen Dingen zum Zählen drauf z.b. ein Lattenzaun, Dachziegel, Blumen mit vielen Blättern dran… und so könnte ich bestimmt noch Hunderte von Sachverhalten aufzählen, die nur bei wirklich ganz genauer Betrachtung nicht mehr allzu seltsam scheinen. Bin ich anders? Krank womöglich? Nein, und Sie sind es auch nicht, also mal vorausgesetzt Sie glauben das manchmal. Wenn wir all das, was nicht denn gängigen Normen und Werten unserer Gesellschaft entspricht als abnormal bewerten, dann hätten wir ein ganz schönes Problem. Da bildet so ein hellblau Federball mit einem Namen nur das Schlusslicht der Charts. Manche wickeln sich aus unterschiedlichen Beweggründen in Frischhaltefolie, manche zünden sich vor jedem Satz der etwas länger zu werden scheint eine Zigarette an und wieder andere essen noch immer kein Rindfleisch… Im Grunde genommen haben wir alle Irgendwas in unserem Leben, was andere sehr abstoßen würde. Darum sollte man stets und ständig auf der Hut davor sein, all zu schnell in Klischeedebatten auf Kosten anderer zu versinken und sind die Fanfaren auch noch so grell. Ja, es ist schwer ,auf Dauer immer nur um die Fettnäpfchen herum zu springen, statt mitten rein. Ich weiß wovon ich rede aber genaugenommen ist Mr. Federball oder was auch immer nur eine Metapher und steht für Individualität. Und wenn wir für unsere Eigenheiten nicht belächelt, ausgelacht oder verhöhnt werden wollen, sollten wir andere auch nicht mehr ganz so seltsam finden. Seltsam ist schön. Seltsam ist anderes. Seltsam ist individuell. Die Summe all dessen wiederum ist, dass wir selbst also niemals hören wollen: „Meine Freunde hatten recht, du bist doch nicht normal“, denn was oder wer ist schon normal?! Behandeln wir also jeden so wie auch wir behandelt werden wollen und die Welt erscheint nur noch halb so verrückt und mit Sicherheit gibt es zu jeder Verrücktheit eine noch viel verrücktere Geschichte…ein wenig nostalgisch, ein wenig verklärt aber immer auch ein wenig seltsam.
Zählzwang, Federball,… Ich reihe mich ein mit einer Bauchnabelphobie! Wer den meinen berührt läuft Gefahr ein stumpfes Messer in die Eingeweide gestoßen zu bekommen, oder ich weine hysterisch oder implodiere.