Chanel No.5 in Chalet No.4

„Lass uns Weihnachten ohne die Kinder verbringen“, war die Ursprungsidee. Schnee, Berge, Wham-Romantik ok, aber Kitzbühel? Ernsthaft jetzt? Da kostet eine Sonnenbrille am Kiosk, was ich dieses Jahr an Weihnachtsgeld bekommen habe. Passen wir da hin? Na schauen wir mal, denn zumindest der Schnee ist in Kitzbühel nicht weißer als der in Magdeburg.

3 Tage Kirchberg auf einer 4**** Alm sollten es also werden. Gönn dir Mädchen, hab ich mir gesagt. Ski fahren ist ja nicht so meins. Wintersport ist nicht so meins. Sport ist nicht so meins um ehrlich zu sein. Egal ob im Sommer oder Winter. Aber der Mann liebt es und ich den Mann und so beschloss ich, während er auf den Brettern steht die ihm die Welt bedeuten, hochwissenschaftliche Sozialstudien zu betreiben. Dass es für eine 300 seitige Dissertation reichen würde, war mir zu diesem Zeitpunkt nicht klar.

Weit entfernt von klassischer Hüttengaudi wo die pelztragenden Nachkommen Neureicher sich Champagner saufend unter das normale Fussvolk mischen und alle gemeinsam Andreas Gabalier gröhlen, legte auf unserer Schickialm mit den 5 Chalets (und in keinem wohnten wir für 2500 Euro die Nacht) ganz gediegen ein DJ auf. Zu „Cafe del Mar“ anmutenden Elektroklängen feierte der Typ hinterm Mischpult sich selbst mit off-beat-Bewegungen (ich bewundere ja heimlich Menschen die das können) zur eigenen Muke und im psychodelisch gemusterten Norwegerpulli. Ich an seiner Stelle hätte morgens ne Playlist auf die 1800 m hochgemailt und wäre daheim geblieben. Für die Gäste hätte es nämlich im Ergebnis keinen Unterschied gemacht. So stand er nun da und „legte auf“ im Wintergarten. Wir saßen zu dieser Zeit gerade draußen, weil es mal nicht regnete und die Nacht uns herrlichen Neuschnee beschert hatte. Es muss etwa 11 Uhr gewesen sein. Hinter uns saß ein Pärchen ca. 5-10 Jahre älter als wir. Sie bestellten eine Vorspeise, einen Hauptgang und auch nur ein Dessert und aßen jeweils zu Zweit davon. Seine heiße Schokolade (jeder hatte ein eigenes Getränk) pimpte der Mann mit einem mitgebrachten, flugs aus der Jackentasche gezogenem Kurzen auf. Respektvolle, anerkennende Blicke von mir und innerliche Standing Ovationes. Ich hatte heiße Schokolade mit Likörchen bestellt. Beim Kellner. So ganz offiziell. Für 6, 50 Euro! Neben uns zwei Pärchen Mitte zwanzig. Die Damen in Pelz gehüllt. Natürlich. Die Herren in Anzüge, die den Charme von Schuluniformen eines Eliteinternats versprühten. Dazu Uhren am Handgelenk groß wie ein Buslenkrad und selbstredend Sonnenbrillen. Das es gerade nicht regnete hieß allerdings noch lange nicht, dass die Sonne schien. Scheinbar in bestimmten Kreisen aber keine Sonnenbrillentragevoraussetzung. Also Sonne. Ein weiteres Pärchen saß Bier trinkend schräg neben uns. Sie so Anfang 40 und er vielleicht etwas älter. Die beiden waren uns schon vorher öfter aufgefallen, weil sie ähnlich oft wie wir im Gastrobereich rumlungerten. Ich vermutete es sei wie bei uns. Ein aktiver Part und ein dekorativer. Wer bei denen wer war schien nicht gleich eindeutig, im Gegensatz zu uns. Sie wirkten jedenfalls sehr sympathisch , weil so herrlich normal und ähnlich beobachtend und tuschelnd wie wir. Nach einer ausgedehnten Wanderung bergauf im Neuschnee, die ich nur lautstark fluchend und ebenso lautstark keuchend, zudem noch unter dem Einfluss meines Eisprungs stehend, überstand- wirkte der Jagertee den wir nun auf der Terrasse konsumierten wie  Brandbeschleuniger. In Anbetracht dieser Tatsache entschied ich mich für ein Mittagsschläfchen und zog mich aus der illustren Runde zurück. Der Mann schnallte sich leicht bepegelt die Ski unter. Nun, jedem das seine. Wir verabredeten uns lose in 2 Stunden zum Weitertrinken zu den nun leichten uptempo Elektrobeats von DJ Neon-Norweger.

Ingrid machte es mir allerdings unmöglich zu schlafen. An den Bass, der aus den Lautsprechern unter unserem Zimmerfenster drang, hätte ich mich sicher gewöhnen können. Aber an das kontinuierliche, sehr angepisst wirkende Dauerbellen eines Minihundes, der mit Frauchen im Zimmer neben oder unter uns wohnen musste, konnte ich mich nicht anfreunden. Wir haben das weiße Knäul Ingrid getauft, weil es eben wie eine Ingrid aussah. Basta! Frauchen saß sicher wieder Alkohol konsumierend am Tresen. Wie schon am Abend davor. Da begann irgendwann der Kellner, auf ihren Wunsch hin, direkt ins benutzte Glas nachzuschütten, anstatt ein neues zu servieren. Ingrids Frauchen wirkte sehr mondän. Kitzbühelerin vielleicht. Ende 50zig. Schick und teuer gekleidet, aber eher Understatement. Sie wirkte sehr vertraut im Umgang mit dem Personal. In irgendeiner Weise schien sie zum Laden zu gehören. Sie redete für alle gut hörbar und so erfuhren wir, ob gewünscht oder nicht, aus einem Gespräch mit der nun weiblichen Servicekraft die wie Chiara Ohoven aussah, wer was bei wem und für wie viel schon hatte im Gesicht nachjustieren lassen. Lippen aufspritzen gabs bei Chiara und Ingrids Frauchen für sparsame 200 Euro, sah aber leider alles andere als sparsam aus. Bei Chiara vor allem.

Ingrid bellte also unaufhörlich und hatte im Grunde genommen ja auch völlig recht damit. Frauchen amüsierte sich und sie musste im Zimmer hocken. Und bellen! Nach ca. 1,5 Stunden gab ich mich geschlagen, fühlte mich erschlagen, stand aber auf. Da kam auch schon der Mann  zurück. Gut gelaunt war er die Piste auf Skiern hochgekraxelt, so 30 min, um sie dann wieder runterzufahren, so 7 min. Ich verstehe das alles nicht. Muss das so sein? Ich hätte ja den Lift genommen. Aber Lift scheint für Weicheier oder Anfänger, getreu dem Motto: wer kann der hat (Insider. Nur einer lacht). Jetzt war Pegel halten angesagt, also machten wir uns kurz frisch und dann ging es zurück ins Getümmel. Der Wintergarten war nun voll mit Tagesgästen, die nach dem Skifahren zu Mittag essen wollten, oder die gehört hatten, dass heute DJ Neon-Norweger auflegte. Ob die auch alle die Piste auf Skiern hoch sind? Hätte ich mal gefragt! Ingrids Frauchen saß wie vermutet natürlich am Tresen und pichelte mit einer jüngeren Frau lautstark und amüsiert Prosecco. Wir ergatterten noch freie Plätze am Panoramafenster. So unsagbar schön dieser Ausblick auf die schneebedeckten Berge. 2 Tische weiter, wie sollte es auch anders sein, das sympathische Paar, welches die letzten 1,5 Stunden scheinbar auch nur von der Terrasse in den Wintergarten gewechselt war. Sportlich. Ca. 20 Min. später stand der weibliche Teil des Paares bei uns am Tisch. Die Kathrin. Sie eröffnete mit :sie wolle gerne mal Kontakt aufnehmen. Ihr Mann Thomas kam dazu und die großartige Kellnerin Mandy. Die hatte ich bereits am Tag vorher sofort in mein Herz geschlossen, als ich am Kuchenbuffet stand, mich nicht entscheiden konnte und sie sich seitlich nähert  mit den Worten: „Lass das mal mit dem Kuchen. Der schmeckt scheiße!“ Zutiefst dankbar entschied ich mich dann für einen Germknödel und wurde von da an von ihr nur noch „Süße“ genannt.

Mandy brachte also nebst Thomas 4 Marillenschnaps an den Tisch und schwups waren wir zu viert. Und das mir. Die unterkühlte, distanzierte Norddeutsche, die fremde Menschen nicht besonders mag und im Zug 8 Stunden jemandem gegenüber sitzen kann, ohne auch nur ein Wort zu wechseln. Gut, dass wir alle bereits einen die Zunge hilfreich lockernden Pegel hatten und mein Freund ein grundsätzlicher Menschenfreund ist. Es entwickelten sich Fachgespräche übers Skifahren, was sprichwörtlich das Eis brach. Es war nun ca. 14:30 Uhr. Eine halbe Stunde später waren wir dann schon am „Rumschmusen“. So hieß ein Drink, bestehend aus einem halben Glas Energie in dem ein Kurzer stand. Rum. Chilli flavored. Setzte man das Glas zum Trinken an, floss der Rum mit dem Energiedrink gemischt in den Mund. Erinnerte mich irgendwie an lüttje Lage trinken. Schnell entdeckten Thomas und ich unsere Vorliebe zum Austausch von Eindrücken über andere Gäste (hat es je eine schönere Beschreibung fürs Tratschen gegeben?) Sein Lieblingsgast war „der Vater von Constantin“. Wir wussten nur wie der sehr coole und stylische Sohn des kettenrauchenden, schmierigen Gunther von Hagens Verschnitt hieß. Ich tippte auf Chefarzt in einer Privatklinik für plastische Chirurgie, denn immerhin bewohnten sie eines der Chalets. „Der Vater von Constantin“ wirkte in allem so drüber, so affektiert, so extra lautsprechend damit auch wirklich jeder ihn versteht. Er kam schon zum Frühstück in Skiklamotte und bestellte beim Kellner O-Saft, der für alle Gäste gut sichtbar auf dem Tresen stand und in den Bereich „Selbstbedienung“ fiel. Dieser zwischenmenschliche faux pas stieß auch Thomas sehr auf. Das beruhigte mich. Nichts bejaht mein Weltbild mehr, als mit wildfremden Menschen wiederum andere wildfremde Menschen in die selben Schubladen zu stecken. Ebenso wie das unsere, weckten „Anton&Swetlana“ auch das Interesse von Kathy und Thomas. Anton, Österreicher und sicher schon pensioniert, war in Begleitung der wunderschönen und deutlich jüngeren Swetlana. Hitzige Diskussionen darüber entstanden, welcher Art wohl die Beziehung dieser beiden sein mochte. War da Liebe im Spiel? Oder doch nur Geld? Ich fand ja, dass Anton viel besser zu Ingrids Frauchen gepasst hätte. Worüber redet er mit Swetlana? War sie am Ende nur die Enkeltochter? Mein Freund hat es leider verabsäumt sie in der Sauna mal zu fragen. Die Chance hätte er gehabt. Es verunsicherte ihn und sicher war auch etwas verständliche Enttäuschung dabei, dass die Gute in der Sauna einen Badeanzug trug. Er war nackt. Das wiederum könnte Swetlana verunsichert haben. Badeanzug in der Sauna. Ja schade. So von nackt zu nackt fragt es sich natürlich einfacher: „Du sag mal, liebst du den oder zahlt der nur deine Rechnungen?“ Chance leider vertan. Aber es war spannend sich mit Kathrin und Thomas darüber auszutauschen. Wir tranken viel, redeten viel (tatsächlich auch mal über uns persönlich) und der Wintergarten leerte sich zusehends. Eine Armada an Servicekräften bereitete langsam den Gastraum für das Heiligabend-Abendessen vor. Eigens für dieses hatte ich mir ein neues Kleid zugelegt und am letzten Arbeitstag noch eine Kollegin völlig abgenervt, welcher Schmuck und welche Schuhe am besten passen könnten. Nun war es also mittlerweile so spät, dass wir beschlossen für 20 Min. den Wintergarten zu verlassen um uns dann um 19 Uhr wieder im Gastraum zum essen zu treffen. Seit 12 Uhr am Trinken gab es nur noch 2 Möglichkeiten. Ins Bett oder weitertrinken. Also letzteres und mal was essen täte sicher uns allen gut. Mandy hatte uns vor ihrem wohlverdienten Feierabend einen schönen Tisch reserviert. Zentral. Das war das Wichtigste. Kathy allerdings verweigerte sich der Aufbrezelei. Sie habe nur Jeans und Shirts dabei. So. Was nun? Kleid an? Kleid nicht an? Entschied mich dagegen. Also völlig casual an Heiligabend auf der 4**** Alm in den Kitzbüheler Alpen. Das hatte was. In der Tat.

Um 19 Uhr erwarteten uns Thomas und Kathrin am Tresen und dann wurden wir von Chiara Ohoven zu unserem Tisch begleitet. Wer saß noch am Tresen? Richtig. Ingrids Frauchen. Ohne Ingrid. Aber in Begleitung eines jungen Mannes. Der war schon die letzten Tage immer bei ihr. Tippten schnell darauf, dass es ihr Sohn sei. Und siehe da, Kathrin hatte schon ausgiebig recherchiert. Sie hatte ihn auf Facebook gefunden. Über seinen Nachnamen. Weil er auf einem Foto der Almbroschüre namentlich erwähnt war. Ich war schwer beeindruckt. Ein „Von“. Wir waren versucht Freundschaftsanfragen zu schicken. Er und Ingrids Frauchen, nahmen 2 Tische neben uns Platz. Sehr gut. Frauchen war gut angetrunken und es würde sicher nicht lange dauern, bis sie sich zu uns setzen würde. Uns gegenüber, bzw. Kathy und mir gegenüber, unseren Männern im Rücken, saß eine „Großfamilie“ die noch für viel Stoff zum Reden sorgen sollte. 2 Frauen so Ende 40zig. Die eine Typ blonde Yogalehrin, die andere eher so erfolgreiche Innenarchitektin und brünett. Neben der Architektin ein sehr attraktiver Mann, grau meliert und etwa Anfang 50zig. Dazu noch 2 junge Herren so in den Zwanzigern und 4 junge Damen gleichen Alters. Man bewohnte gemeinsam ein Chalet. Wer war da mit wem verbandelt? Wir entwickelten die wildesten Theorien. Eine der jungen Damen sah aus wie Schneewittchen. Wenn der graumelierte Mann ihr Vater und die brünette Architektin ihre Mutter waren, wer war dann die Yogalehrerin? Und warum hielt Schneewittchen mit ihrem Vater Händchen und streichelte ihm zärtlich den Nacken? Polyamorie? Inzest? Wer waren die anderen jungen Leute? Hatte die Yogalehrerin mit dem Graumelierten das ein oder andere Kind am Tisch aus erster, kurzer Ehe? Waren alle eine große glückliche Patchworkfamilie? Hatten am Ende die Yogalehrerin und die Architektin eine lesbische Nebenbeziehung? 2 Flaschen Wein, 4x Gans mit Knödeln und 3 Lebkuchenparfait weiter wussten wir es leider immer noch nicht. Mein Freund wollte zwar sein Saunaversagen damit gutmachen, dass er dem Graumelierten aufs Klo folgte um ihm zu Ehefrau, Exehefrau und Geliebter an Heiligabend an einem Tisch und vermutlich später auch in einem Bett zu gratulieren. Das scheiterte aber daran, dass der Graumelierte telefonierte. Vermutlich mit Frau Nummer 4.

Nicht weniger spannend ein Paar am Ende des Raumes. Der Mann leider mit dem Rücken zu uns, aber die Frau sehr attraktiv, gut sichtbar. So blieb nicht lange verborgen, dass sie den ganzen Abend über nicht ein einziges mal lächelte. Sie guckte sogar sehr unglücklich und stocherte schweigsam in ihrem Essen rum. Was war da los? Warum geht man an Heiligabend zu Zweit essen, wenn man sich offensichtlich nichts zu sagen hat? Sie tat uns leid. Eigentlich sie beide. Wir vermuteten, dass sie im Auto auf den Herfahrt Streit gehabt haben müssen. Da nun keiner nachgeben wollte wurde eben geschwiegen. Traurig.

Ingrids Frauchen speiste einen weihnachtlichen Salat und ergriff die Chance, die traurige Blondine lautstark an ihren Tisch zu bitten, gleich nachdem der Mann für einen Klogang den Gastraum verließ. Ich dachte ich höre nicht richtig, als sie laut und frei raus mit diesem wunderschönen österreichischen Akzent aussprach, was wir alle nur dachten. Sie bekundete ihr Mitleid und dass eine so schöne Frau doch nicht so traurig und schweigsam diesen Abend verbringen dürfe. Die Blondine wäre ebenfalls gern im Erdboden versunken und bedankte sich höflich für die Einladung, die sie aber ablehnte. Ich konnte da gar nicht hinschauen. Erst als der Mann zurück kam, verlagerte Ingrid ihren Fokus auf uns. Und so erfuhren wir nun endlich, dass der Mann am Tisch tatsächlich einer ihrer zwei Söhne sei. Der Zweite sei der „Direktor“ dieser Almhütte. Ah, ok. Die Mutti vom Chef also. Das erklärte vieles. Die junge Frau vom Nachmittag sei eine der beiden Töchter gewesen. Die Kinder seien gut gelungen, nur mit Ingrid sei es anstrengend. Die mache grad was sie wolle. Ingrid ist übrigens ein Rüde der Artis heißt. Dann fragte sie kurz unser Eckdaten ab und nutzte einen Moment in dem wir alle abgelenkt waren, weil der DJ vom Nachmittag sich ins Gespräch mischte. Er saß schon ne Weile bei Ingrids Frauchen und Sohn mit am Tisch. Netzwerkarbeit vom Feinsten. Mit der Mutter vom Chef muss man sich gut stellen.

Frauchen nutzte also den Moment da der DJ sich als Singer&Songwriter outete und setzte sich tatsächlich und selbstredend ungefragt zu der traurigen Blondine und dem dazugehörigen Mann an den Tisch. Und dann startete sie eine Eheberatung par excellence. Mir entglitten alle Gesichtszüge. Ich hatte auch schon betrunken mit meinem Dienstausweis beim Osterfeuer verstörte Jugendliche nach dem Personalausweis gefragt, aber was Ingrids Frauchen sich da leistete war schier unfassbar. Sie überschritt eine Grenze, vom Personal wohl bemerkt, aber niemand intervenierte. Der Mann der traurigen Blondine verließ dann den Tisch und wandte sich hilfesuchend ans Personal. Der Sohn der nicht Direktor war, nahm sich dann seiner Mutter an. Auch irritierend, dass Mutter und Bruder nicht beim Direktor und dessen Familie feierten, wohl aber in seinem Laden. Teil des Gesamtproblems, nehme ich an.

Der Abend endete für uns wo er begann. Im Wintergarten am Panoramafenster. Die Männer schmusten noch rum, wir Frauen blieben bei Wein. Der Mann der traurigen Blondine gab irgendwann dem Personal ne Magnumflasche Wein aus, welche auch promt geöffnet und gemeinsam getrunken wurde. Nun sah man auch die traurige Blondine mal lächeln. Die Großfamilie zog bei Zeiten ab. Wer da mit wem ins Bett ist, hätte mich wirklich brennend interessiert. Gegen Mitternacht gab Chiara Ohoven uns ne Runde Eierlikör aus. Ein eleganter Rauswurf, aber nett verpackt. Reichte auch.

Ich habe mir Heiligabend mit meinem Liebsten und ohne die Kinder wirklich anders vorgestellt, aber es war großartig. Mit wildfremden Menschen so viel gelacht wie sonst nur im Büro. Ich sitze hier noch immer kopfschüttelnd und lachend, wenn ich an dieses 4**** Panoptikum denke.