Tofupralinen im Kakao-Quinoamantel

Irgendetwas liegt in der Luft (…und es sind nicht die Tofupralinen). Ich kann es noch nicht greifen. Veränderung? Pfui Spinne!

Seit dem 13.8.18 habe ich meinen Nikotinkonsum deutlich gedrosselt. Ich versuche auf der Arbeit gar nicht mehr zu rauchen und am heutigen Sonntag habe ich lediglich 2 Zigaretten gehabt. Ich habe viel über Tabakersatz gelesen um das geliebte Ritual des selber Drehen nicht ganz aufgeben zu müssen. Zudem einen Vaporizer gekauft, um all die georderten exotischen Kräuter irgendwann auch noch möglichst schonend konsumieren zu können. Kein Paper mehr und nichts was verbrennt. Wenn das alles mistig schmeckt dann koche ich mir Tee daraus. Auch fange ich an über meine Ernährung nachzudenken. Ganz im Ernst. ICH! Ich bin verstört. Was das ganze krönte ist meine fast schon fanatische Suche nach einem Buch welches mir ein guter Freund vor bestimmt 15 Jahren schenkte. Ich habe es verliehen und weiß nicht mehr an wen und wie das Buch hieß, weiß ich schon gleich gar nicht mehr. Es handelt von einem Mann der von seinen (Selbst)Erfahrungen in einem indischen Ashram erzählte. So und nun dürfte wohl deutlich werden warum ich mir Sorgen um mich mache. Was kommt denn bitte als nächstes? Sport? Meditation? Gott bewahre.

Und so liegt der Schluss nahe, dass es die Entzugserscheinungen sein müssen. Mein Körper erhält sein liebstes Nervengift nur noch in homöopathischer Dosis und dass er darauf mit Verwirrungszuständen reagiert erscheint nachvollziehbar. Der Entzug ist in der Tat hart. Ich bin permanent müde und völlig erledigt. Habe heute morgen geputzt und musste dann erstmal aufs Sofa. Aber auch das soll ja besser werden. Noch ne Woche im Büro den Kopf auf den Schreibtisch legen und wehleidig vor mich hin grummeln, verzeiht mein Kollege mir sicher nicht, wobei er wahrlich große Geduld bewiesen hat und mich immer wieder bei Impulsdurchbrüchen davon abhielt mir eine anzustecken. Mitten im Büro. Ich war kurz davor.

Wo aber kommt jetzt dieser healthy Trip her für den ich andere offen auslache? Erzeugt weniger Nervengift klarere Gedanken? Hat das Rauchen mir etwa das Hirn vernebelt? Hatte mit 23 so eine indisch angehauchte spirituelle Phase bereits schon mal. Ein Revival etwa? Keine Ahnung. Vielleicht ist es auch nur die Lust auf die Erfahrung eines rauchfreien Lebens. Der kleine Schwangerschafts-u . Stillzeitbreak zählt nicht und ist kaum erinnerbar. Und so blicke ich auf round about 25 Jahre als Raucherin zurück. Also noch blicke ich auf gar nichts zurück außer vielleicht auf ein paar leidvolle Tage mit weniger Stoff. Von Nichtraucherin kann keine Rede sein. Ich bin aber diesmal durchaus willens es zu schaffen und freue mich auf all die positiven give aways der Rauchentwöhnung: sich regenerierende Geschmacksnerven, mehr Vitalität und Energie, schönere Haut, wallendes, glänzendes, kraftvolles Haar, kaum sichtbare Falten, aus Wasser Wein machen können und bilinguales Träumen…ich werde berichten.

Sollte ich allerdings anfangen selbstgemachte Tofupralinen im Kakao-Quinoamantel oder mich in Sportklamotten (die ich in einem Studio und nicht aus Langeweile in der Umkleidekabine trage um zu sehen ob mir sowas steht) auf Instagram zu posten, dann bitte bringt mir eine selbstgedrehte Zigarette, denn dann ist Eile geboten…;)

ADS, ADHS, ASS und ATS

In Zeiten da der Trend ganz klar zur Diagnostik geht, möchte ich natürlich auf diesen Zug mit aufspringen. ADHS hier, Autismusspektrum da, aber bislang völlig außer Acht gelassen: dass Arbeitstourettesyndrom kurz ATS. Tourette im Allgemeinen dürfte bekannt sein. Der Unterschied zum ATS: dieses tritt nach Betreten des Büros auf und endet mit dessen verlassen. ATS tritt in schillernder Vielfalt auf. Besonders bei mir. Häufig zeigt es sich in spontanen verbalen Entgleisungen gepaart mit hektischen, fast kampfsportlich anmutenden Gesten. Auch Ticstörungen und Zwangshandlungen gehen mit dem ATS einher. So ist es nicht selten der Fall, dass die spontanen verbalen Entgleisungen eingepflegt sind in mainstreamige Melodien wie z.B. in die aus „Thunder“ von den Imagine Dragons . Das klingt dann ungefähr so: Fuck you! Fu fu fuck you. Fu fu fu fu fuck you…usw. gerade dieses Lied eignet sich hervorragend für vielerlei offene Botschaften, ist aber ebenso ein perfekter Begleiter für Gespräche (gern kollegiale Fallberatungen) in denen man leise in sich hinein summt: Blödmann! Blö blö blödmann. Du bist so ein Blödmann!

Eine häufige Erscheinungsform, besonders zu beobachten bei Kollegen die frisch aus dem Urlaub zurück sind, ist selbstverletzendes Verhalten. Unkontrolliertes Kopf auf den Schreibtisch schlagen, fast schon ticartiges sich gegen die Stirn hauen und nicht zu vergessen der gute alte Tremor in Verbindung mit Selbstkasteiung mittels spitzem Bleistift. Auch Geräuschtics sind beliebt: schniefen, schnäuzen, räuspern, glucksen oder rhythmische Flatulenzen.

Während die Störung sich bei einigen erst um die Mittagszeit zeigt, taucht sie bei mir bereits morgens beim Verlassen meines Autos auf dem Parkplatz auf. Zunächst ist es nur hochfrequentiertes Fluchen à la: Kackscheiß, was mach ich hier schon wieder? Begleitet von einem Tritt gegen die Eingangstür. Dabei beobachtet vom Chef und von ihm kommentiert mit einer langsam sich hochziehenden Augenbraue (meist die rechte) folgt ein gemurmeltes: Na das geht ja schon wieder verdammt obermistig los heute! Dann am PC der übliche Tremor (linkes Bein) begleitet vom Malträtieren der Computermaus, weil zum tausendsten Mal das Passwort abgelaufen ist. Was stimmt denn mit den Nerds von der EDV nicht? Finden die das lustig?

Und so zieht sich das ATS durch den gesamten Tag, ist hoch ansteckend und gegen Mittag schlurfen hier zuhauf Leute über den Flur (Kollegen UND Klienten wohlgemerkt), die ticen, fluchen, sich weh tun (auch gegenseitig), entgleisen, eskalieren, dekompensieren, kapitulieren, resignieren, flatulieren, fabulieren, negieren, hospitalisieren, rotieren, explodieren, implodieren, karambolieren, sich pikieren und ironisieren.

Geht es gen Feierabend nimmt die Anspannung ab. Wir versammeln uns einer Selbsthilfegruppe anmutend im Stuhlkreis um einen Holztisch herum und reflektieren den Tag. Wir sprechen über unsere Ausfallerscheinungen und Resilienzen. Das dies natürlich nicht ohne anständiges fluchen vonstatten geht, muss ich wohl nicht extra erwähnen. Und so endet der Tag mit der Erkenntnis, dass wir ausnahmslos alle unter ATS leiden (wenn auch in div. Ausprägungen) und mit einer letzten Tasse Kaffee, die per se ein Statement ist:

…wenn die Eifersucht dich mit Eifer sucht

Mir würden unzählige Wortspiele einfallen, aber die Quintessenz aller wäre: die blöde Kuh! Nicht umsonst ist Eifersucht weiblich. Ich unterstelle, Frauen werden generell eifriger von der Eifersucht besucht. Die Grenze zum Neid allerdings ist fließend, aber darum soll es jetzt nicht gehen.

Das Schlimme an der Dame ist ihr plötzliches, unerwartetes und unangekündigtes Erscheinen. Von einer Sekunde auf die nächste ist sie da, klopft auch nicht an, sondern verschafft sich ungebeten Zutritt. Zum Kopf, zum Herzen und zur Magengegend. Im Moment ihres Erscheinens ist sie selten ein willkommener Gast. Ich schreibe bewusst selten, weil ich von Freunden weiß, die sie mögen. Von ihr profitieren. In Ansätzen kann ich es nachvollziehen, dieses Gefühl der Dankbarkeit für ihren Besuch, der Rückschluss darauf gibt, dass es einem die Projektionsfläche noch wert ist beeifersüchtelt (ein Blick in den Duden lohnt nicht) zu werden. Sprich, solange die Eifersucht noch ab und an hereinplatzt, sind weder Hopfen noch Malz verloren (in Belgien gibt es tolles Bier!). Trotzdem ist sie in meinem Leben ein eher unleidlicher Gast. Sie macht wunderschöne Momente zunichte und reibt sich kichernd die Hände.

Wenn man bedenkt, dass sie nur ein Gast ist, so hat sie doch wahrlich schlechte Manieren. Kommt und geht wann sie will, macht sich breit in allen Gehirnwindungen und verhindert so auch nur den Hauch von Objektivität und Rationalität. Manchmal sogar, bringt sie dreister Weise auch noch Freunde mit. Sind Wut, Kummer und Ent-Täuschung mit an Bord, ist der Karneval der Kuriositäten im Kopf vorprogrammiert. Wenn man Glück hat, ist die Projektionsfläche in der Lage den inneren terroristischen Anschlag im Sinne einer feindlichen Übernahme, mit gezielten Interventionen zu begrenzen oder gar zu unterbinden. Dies allerdings, ist die ganz hohe Kunst! Oftmals neigen Projektionsflächen zum Befeuern des Quartetts. Ob gewollt oder ungewollt sei mal dahingestellt. Es bedarf also eines hohen Maßes an Fingerspitzengefühl der Projektionsfläche, um der eifrigen Eifersucht den Nährboden zu entziehen. Unter Umständen bedeutet dies, sich Lächerlichkeiten, Misstrauen, Vorwürfen und hanebüchenem Hirnschmalz wie ein tapferer Krieger entgegenzustellen. Den Auslöser zu finden, mit Fakten zu relativieren, ggfs. mit der Beweismittelaufnahme zu beginnen, klar zu bleiben und in der akuten Hochphase auf keinen Fall die eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen. Hierfür ist in wieder ruhigeren Fahrwassern noch Zeit genug. Und so entscheidet sich in Bruchteilen von Sekunden oder der Brand gelöscht werden kann oder Öl ins Feuer gegossen wird.

Heikel, heikel.

Ich habe mir vorgenommen, wenn mich die Eifersucht mal wieder mit Eifer besucht, dann werde ich sie willkommen heißen. Meist überrascht sie mich ja nur so, weil sie erstaunlich selten zu Besuch kommt. Also werde ich ab jetzt häufiger mit ihr rechnen. Freunde werden wir ganz sicher nicht, aber vielleicht ist die Dame ja weniger bedrohlich, wenn man sie ab und an auf dem Schirm hat. Ihr freundlich Hallo sagt, aber sie bittet wieder zu gehen, weil es gerade nicht passt.

Mit der Projektionsfläche könnte man einen Leitfaden, Notfallplan oder eine die Beziehung schützende Konvention erarbeiten:

§1 Egal wie lächerlich es für mich ist, ich werde dich ernst nehmen.

§2 Ich werde alles Nötige dafür tun, um die Situation wieder auf ein zumindest sachliches Level zu heben.

§3 Ich werde bereit sein, dir alle für die Problemlösung relevanten Fragen zu beantworten. Geduldig und sachlich bleiben auch bei Wiederholungsfragen.

Salvatorische Klausel: Findet Anwendung im Falle eines BEGRÜNDETEN Besuches der Eifersucht. Dann gilt ausschließlich: Attacke!