Freundschaften vs. Männer

Ich sitze mal wieder im Zug und habe mich gefragt, welchen Stellenwert Freundschaften in unserem Leben einnehmen, bzw. einnehmen sollten.

Wenn man es genau nimmt, so unterscheiden sich freundschaftliche Beziehungen doch wirklich wenig im Vergleich zu partnerschaftlichen. Nur der Sex fehlt, ansonsten aber nicht besonders viel.

Meine zwei besten Freundinnen kenne ich schon eine Ewigkeit. Wir haben so einige Männer kommen und gehen sehen und wir haben sie alle überlebt. Mit großen und weniger großen Wunden haben sie uns zurückgelassen…aber im Schoße einer guten Freundin ist alles halb so schlimm.

Vor wem lässt man mal so richtig die sprichwörtliche Hosen runter? Mit wem kann man lästern, heulen, feiern, hassen, lieben, über sinnloses diskutieren, einfach mal nur im Jogginganzug rumliegen und maßlos einer Schachtel Pralinen frönen? Das geht nur mit einer Freundin!!! Vor Männern kann man so was nicht tun…für Männer muss man immer perfekt sein und funktionieren. Aber das Wort „muss“ ist falsch. Wir WOLLEN so was vor Männern nicht tun.

Warum nicht? Ich denke Frauen erlegen sich gern den Zwang auf, perfekt sein zu müssen. So perfekt wie beim ersten offiziellen Date, welches gründlichster Vorbereitung bedarf.

Er mag hohe Schuhe, also hohe Schuhe. Er mag enge Jeans, also enge Jeans. Er mag die Haare zum Zopf gebunden, also tun wir ihm den gefallen und binden sie zum Zopf. Nur vergessen wir dabei, das dieses Level beibehalten werden will. Der Mann denkt: “Wow, sie ist perfekt. Genauso wie ich es mag!“ und schon beginnt der Teufelskreis…

Stoppelige Beine sind also ab sofort tabu, der besten Freundin allerdings ziemlich egal.

Sie stoßen nach einem kühlen Blonden für gewöhnlich gern kräftig auf? Super Sache, aber bitte nur vor der Freundin. Vor einem Mann könnte derart maskulines Verhalten unversehens zu akuten Störungen der bislang intakten Libido führen.

Verspricht also die freundschaftliche Beziehung zu jemandem die größere Freiheit, weil sie frei von den eben genannten Zwängen ist?

Das mit den Gefühlen ist auch so eine Sache…ich kann behaupten, dass ich meine Freundinnen liebe. Dies mag nun eine andere Form der Liebe sein als wie zu einem Mann, aber zumindest sind es doch die gleichen Symptome. Man streitet, also hat man Freundinnenkummer. Man verbringt einen äußerst amüsanten Mädelsabend und man ist glücklich. Man geht zusammen shoppen und niemand schaut maulig und genervt auf die Uhr. Man liebt und man leidet zusammen, lediglich miteinander schlafen tut man nicht, bei einander schon! Wo also liegt der genaue Unterschied? Etwa nur bei der Penetration?

Selbst so etwas wie Trennung gibt es. Auch Freunde leben sich auseinander und gehen getrennte Wege und dies ist ebenso schmerzvoll wie von einem Mann verlassen zu werden oder einen Mann zu verlassen.

Eifersucht ist ebenso präsent. Oh ja, wenn man die beste Freundin als solches bezeichnet möchte man auch von ihr so bezeichnet werden und geht sie mal alleine aus und hat Spaß, so hat das schon einen komischen Beigeschmack. Warum nicht mit mir? Ist sie böse? Bin ich nicht mehr die Nummer eins? Fragen, die in partnerschaftlichen Beziehungen auch erscheinen. Und so komme ich nicht umhin mich erneut zu fragen, wo liegt der Unterschied?

Einen emotionalen kann ich nicht finden!

Auch sind Männer ja oft tatsächliche Lebensabschnittsgefährten und wie das Wort schon vermuten lässt, nur temporär begrenzt „verfügbar“. Hier mal zwei Jahre, da mal sechs Monate…sie kommen und gehen und wer bleibt sind die Freundinnen, die jeden Aspekt in einem kennen, die immer wissen wie man sich fühlt und die meist bestehenden Handlungsbedarf sofort erkennen.

Und das wichtigste: man spricht auf der selben Ebene miteinander. Versuchen sie mal einem Mann zu erklären, warum sie sich minderwertig fühlen, wenn er einer weitaus attraktiveren Frau als man selbst es ist, ungeniert nachgeiert. Er wird es rechtfertigen mit der Evolution und damit das es alle tun. Kurz und knapp und sehr pragmatisch. Eine andere Frau versteht sie aber sehr wohl und sehr gut.

Selbst nach Stunden im Bad, auf der Sonnenbank, im Nagelstudio, im Schuhladen, im Unterwäschefachgeschäft ihres Vertauens…es wird sie immer geben, diese Frauen die selbst im Müllsack einfach unwiderstehlich sind. Mit ihren kleinen, festen Pos und ihren Betonbrüsten laufen sie nichtsahnend durch die Stadt und machen die Männer verrückt. Unsere Männer wohlgemerkt. Und obwohl man als Frau eigentlich den „Ich finde mich heute toll-Tag“ hat, möchte man sofort im Erdboden verschwinden und fühlt sich mäuschengrau beim Anblick der Göttinnen von knapp zwanzig.

Diesen schmerz versteht nur eine Freundin! Soviel steht mal fest.

Was auch feststeht, ist die Tatsache dass Freundschaften ähnlich den Liebesbeziehungen gepflegt werden wollen. Kleine Aufmerksamkeiten, nette Komplimente bis hin zum feiern des Jahrestages.

Aber vielleicht ist es auch vergebens nach Unterschieden zu suchen. Ich kann nur hoffen, dass jede Frau auf dieser Welt so Freundinnen hat wie ich und dies zu schätzen weiß. Es ist ein ganz besonderes Geschenk und so sollte es behandelt werden. Diese Art von Liebe, Verständnis, Respekt und Treue erfährt man nur sehr selten von Männern.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.