Heilsteine für Nazis

…weil es mir sicher nie gelingen wird jeden so anzunehmen wie er ist und auch weil ich erlebe, dass die, die danach am lautesten schreien es nicht können, versuche ich es nicht länger. Ich will nicht jeden so nehmen wie er ist und schon gar nicht die, die nicht im Ansatz versuchen mich zu nehmen wie ich bin. Ich will es nicht, weil mich ankotzt wie manche sind. Das ist die einfachste und einzige Erklärung.
Ich will nicht länger versuchen in jedem das Gute und Wertvolle zu sehen, weil ich zu selten erlebe, dass aus dieser Richtung auch auf mich geblickt wird. Ich will das alles nicht mehr und ich muss das auch nicht länger wollen. Einzig auf mich gucken will ich und wer auf mich nicht schauen will, der sollte auch nicht länger hinsehen. Vielleicht hilft ja der Blick weg von mir dabei mal auf sich selbst zu schauen.
Ich habe keine Lust mehr auf oberflächliche Rechtfertigungen in Ermangelung ehrlicher Selbstreflektion an deren Ende einzig die Schuldzuweisung mit Blick aufs Außen stehen kann. Das ist einfach. Ich weiß. Und einfach ist verführerisch. Wenn ich bislang so war, dann weiß ich heute ich will so nie wieder sein. Manchmal bedarf es einer paradoxen Intervention um die Selbstheilungskräfte zu aktivieren.
Die hohe Kunst ist wohl die gezielte und reflektierte Auseinandersetzung mit sich selbst. Nicht Mutti ist schuld, nicht die Flüchtlinge, nicht die beste Freundin, nicht die schlechte Kindheit, aber zugegebener Maßen vielleicht die Nazis. Der Kreis schließt sich immer bei mir selbst und das habe ich nun verstanden. Er ist so wunderbar leicht der Gedanke daran, nicht allen gefallen zu müssen um mir selber zu gefallen. Süchtig nach Anerkennung, die so vehement eingefordert wird, dass es körperlich schmerzt. Dieser Schmerz umtreibt ja nicht nur den Süchtigen, sondern auch den Coabhängigen, der gehalten ist diese Sucht zu bedienen. Immer zugegen und ein Fass ohne Boden.
Viel spannender scheint da das Experiment des Nichtgefallens, des Dagegenhaltens und der Selbstliebe in Verbindung mit gesunder Ignoranz, vielschichtiger Toleranz und einem Säckchen voll mit Heilsteinen. Ich sollte hunderte dieser Säckchen abfüllen und unter Anderem in Chemnitz verteilen. Verbunden mit Stirnküssen und personalisierten Mantras. Paradoxe Intervention hat ja auch mir auf den rechten Weg verholfen…aber nein: genau so will ich ja nicht mehr sein…jeden so nehmend wie er ist. Also doch keine Heilsteine für Nazis und stattdessen ein klares: Scheiß auf euch!

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