Der radikale Konstruktivismus…

…oder: hätte ich mal bloß Pipi Langstrumpf gelesen. Das hätte mir eine teure Weiterbildung erspart. „Ich mach mir meine Welt wie sie mir gefällt.“ So einfach ist das also? Scheinbar nicht, denn immer wieder höre ich im Freundeskreis und auch von Klienten: Warum ist er so zu mir? Wieso tut sie das? Wie kann man so sein? Warum passiert immer mir das? Lebten wir alle nach Pipis Werten, wären Menschen die dieserlei Gefühle in uns auslösen, kein Bestandteil unseres persönlichen Mikrokosmus mehr. Denn mit solchen Menschen wäre unsere Welt ja nicht mehr wie sie uns gefällt und wem gefallen schon nie enden wollende Negativgedankenschleifen?

Ich persönlich profitiere von den Grundannahmen des radikalen Konstruktivismus seit ich sie kenne. Kurzum: jeder von uns ist geprägt durch ganz individuelle Erfahrungen (Achtung Sozialpädagogenslang) und zwar ganzheitlich. Wo wir lebten, mit wem wir aufwuchsen, welche Erziehung wir genossen und unzählige andere Faktoren haben und zu dem gemacht was wir sind. Genau das macht die Zivilisation so vielfältig, denn wären wir alle gleich, wäre das wohl ziemlich langweilig. Aber (erhobener Zeigefinger) genau diese Vielfältigkeit macht es in zwischenmenschlichen Beziehungen so schwierig. Ich sage der Pullover ist lavendelfarbend. Er sagt, der Pullover ist lila. Wer hat recht? Ich sage, mir ist wichtig dass die Wohnung schön und gemütlich ist. Er sagt, das sei ihm nicht wichtig,  denn es sei lediglich ein Ort zum schlafen. Und dies sind noch die harmlosen Beispiele. Wir haben uns im laufe der Jahre unsere eigene Wirklichkeit geschaffen. Eine Wirklichkeit so individuell, dass es keine zweite dieser Art geben kann. Manchmal und mit viel Glück prallen Wirklichkeiten aufeinander die eine große gemeinsame Schnittmenge haben. Deins, meins, unsers- das kann funktionieren. Dogmen hingegen, dass meins mehr wert ist als deins, meine Wirklichkeit richtiger, lebenswerter, schöner, erfüllender….als die deine, das kann nur in einer Katastrophe enden. Wenn es uns Allen also gelingen würde, andere Wirklichkeiten anzuerkennen, würden wir uns dann weniger fragen wieso er ist wie er ist und wie man so nur sein kann? Ich bin unsicher, glaube aber fest daran, dass es zwischenmenschliche Beziehungen entspannter machen würde. Es ist so viel zermürbender sich mit der Frage danach,  warum Jemand ist wie er ist zu plagen, als einfach anzuerkennen, dass er ist wie er ist, weil seine Wirklichkeit sich aus völlig anderen Bauteilen konstruiert hat als die meine. Das zumindest hilft mir. Meistens. Manchmal. Noch zu selten. Aber ich habe es auf dem Schirm und das ist der erste Schritt. Und (nochmal erhobener Zeigefinger) was ich noch gut kann ist umdeuten. Der Systemiker nennt es wohl Reframing. Denn die Wirklichkeiten Anderer sind nicht immer nur ein Ärgernis, abstoßend, beängstigend, verstörend, verunsichernd und zum Haare raufen. Weit gefehlt. Sie erweitern den Horizont, bereichern, sind Perspektivwechsel und im besten Fall ein neues Bauteil für das eigene Wirklichkeitskonstrukt. Da schließt sich dann auch schon der Kreis zu Pipi Langstrumpfs Sicht auf die Dinge: erweitere unerlässlich deinen eigenen Baukasten, tausche Teile mit Menschen die dir lieb sind, verschenke Bauteile, verabschiede dich von einigen und hole dir neue, weil nur dann wird Pipi am Ende doch noch recht behalten…;)

…schöne neue Welt

Was ist los da draußen? Bin ich tatsächlich schon so alt, dass ich all die Neuerscheinungen auf dem Beziehungskonzeptemarkt verpasst habe? Es sollte eine App geben, die mich zukünftig mit schrillem Warnton darüber informiert, wenn mal wieder was Neues auf dem Markt erschienen ist. Nur gucken, nicht kaufen. Obwohl, wäre eine Beziehungskonzepttauschbörse nicht auch mal eine Idee? Wie bei all den großen Onlinekaufhäusern: bestellen und gemütlich daheim anprobieren. Bei Nichtgefallen dann kostenloser Rückversand oder Umtausch möglich. Ich schweife ab…

Im November überrannten mich all die Sonderbarkeiten. Sonderbar ist hierbei keine Wertung sondern lediglich ein Ausdruck meiner Verwirrtheit. Kannte bislang nur die Klassiker der Beziehungskonzepte. Monogamie und zwangloses Rumkopolieren. Nun gut, dass es noch was dazwischen gibt ist mir nicht entgangen. Im November also erzählte mir eine Kollegin, 15 Jahre glücklich verheiratet, dass sie ihrem Mann, wenn er dann den Wunsch nach Sex mit einer anderen Frau hätte, diesen Wunsch würde erfüllen wollen. Sie sei sich seiner Liebe sicher und es wäre doch nur Sex. Ich habe viel darüber nachdenken müssen. Nach 15 Jahren könnte der Wunsch nach fremder Haut durchaus auftauchen. Ich kann das persönlich nicht beurteilen, weil ich eine so lange Beziehung nie hatte. Ist es also egoistisch, fragte ich mich, dem anderen Partner diesen Wunsch zu versagen aus dem „Nicht-teilen-wollen-Gefühl“ heraus? Wenig später erzählt mir eine Freundin, dass ihr Mann nach 20 Jahren Beziehung nun den Wunsch geäußert habe, mit einem Mann schlafen zu wollen. Das machte mich zunächst sprachlos. Entgegen meiner Kollegin sei sie aber nicht bereit ihm diesen Wunsch durch ihre Zustimmung zu erfüllen. Sie sagte, dass sei eben nicht sie und dass sie sich selbst verraten würde, wenn sie nur zustimmt weil er es sich wünscht. Da konnte ich mitgehen. Wenn auch schon ein Jahr zuvor, aber auch im November, verriet mir ein Freund er lebe Polyamorie mit seiner Freundin. Nie zuvor davon gehört. Er führe also unter Umständen auch mal mehrere Beziehungen zu Frauen, die aber alle von einander wüssten. Entgegen der offenen Beziehung geht es bei der Polyamorie also darum mehrere Menschen gleichzeitig lieben zu können. Das nun diesen November im Hinterkopf habend, war meine Verwirrung komplett. Reicht nicht ein Mensch zum Befriedigen aller in einer Partnerschaft entstehenden Bedürfnissen aus? Im Grunde genommen kann man diese Frage nur mit einem Nein beantworten. Aber: es kommt wohl auf das Bedürfnis an und was von davon abhängt, ob es befriedigt wird oder nicht. Die Bandbreite dürfte wohl von Nichts(1)-Alles(10) reichen. Völlig neben der Denkspur war ich dann, als ein sehr guter Freund mir berichtete er sei seit Kurzem wieder in einer Beziehung mit (s)einer Traumfrau und beide hätten sich von Beginn an darauf geeinigt: Fremde Haut ab und an gehört für beide Seiten dazu, bei völliger Offenheit. Sprachlosigkeit stellte sich ein. Internal und external. Und so fragte ich mich lange, ob ich das recht dazu habe meinem Partner fremde Haut oder eine Parallelliebesbeziehung zu versagen, nur weil ich meine Eifersucht nicht händeln könnte. Oder könnte ich sie händeln? Was ist aus: nur Du und Ich geworden? Macht das zwangsläufig unglücklich? Beziehungsweise ist fremde Haut ab und an oder mit 2 Menschen eine Liebesbeziehung zu führen ein Garant für gutes Gelingen? Letzten Endes konnte ich den roten Faden im hausgemachten Synapsengewirr finden und für mich sagen, dass ich all diese Beziehungskonzepte als gleichwertig nebeneinanderstehend betrachte. Solange Paar, Trio oder Quartett sich einig sind ist alles gut. Blickt einer in eine völlig andere Richtung wird es vermutlich schwierig. Mein anfängliches „Höher-Schneller-Weiter-Gerotze“ habe ich eingestellt, denn wir haben vermutlich nur dieses eine Leben und da soll doch bitteschön jeder das für sich Richtige rausholen. Wenn man also wie ich das Monogamiekonzept präferiert, sollte man nur nie aufhören miteinander zu reden. Bedürfnisse besprechen und gemeinsam abwägen ob man sich damit noch in den einst abgesteckten Beziehungsgrenzen bewegt oder ob ein kurzer Blick über den Tellerrand doch drin sein kann. Unterdrückte Bedürfnisse ab 6 aufsteigend, sollten jedoch ernstgenommen werden. Über kurz oder lang bahnen sie sich sonst andere Kanäle.

Und vielleicht liegt es ja gar nicht an meinem Alter oder dem Fehlen der Beziehungskonzepteapp, denn all diese Modelle hat es schließlich schon immer gegeben. Vermutlich nicht durchgehend mit der gewünschten gesellschaftlichen Akzeptanz wie wir sie aus meiner Sicht heute haben und wahrscheinlich, weil auch ich erstmal die ein oder andere Schublade öffnen, durchwühlen, befüllen und entleeren und dann wieder schließen musste.

Vorurteil kommt doch von : vor dem eigentlichen Urteil, oder?!…;) Damit sind Vorurteile quasi unerlässlicher Bestandteil des Findungsprozesses. So!

Vorurteile in Schubladen

 

Ui, das ist aber ganz schön viel verlangt, zumal genau das doch am meisten Spaß macht. Das sich suhlen in Klischees und die Euphorie, wenn sie sich bestätigen. Wer sagt denn nicht gern: „Hab ich es doch gewusst!, oder: „ Hab ich es dir nicht gesagt!?“  Leise klingen die Fanfaren im Hintergrund und der Triumph ist unser. Aber was, wenn nicht wir es sagen, sondern wenn man es auf uns bezieht, wenn wir damit gemeint sind? Dies steht leider auf einem ganz anderen Blatt!

Also, ich persönlich bin ja auch eher eine von diesen liebenswert neurotischen Persönlichkeiten, aber zumindest sehr erfrischend für meine Umwelt. Wer jedoch in den Genuss kommen sollte je mein Badezimmer zu betreten, wird auf seltsame Dinge stoßen. Beginnen möchte ich an dieser Stelle mit Mr. Federball, der wie sein Name vermuten lässt, ein Federball ist. Ich habe ihn beim baden in der Wanne…er schimmert so schön hellblau unter dem Schaum hervor, aber genug davon. Die Geschichte dazu ist, dass es eine Geschichte gibt, denn die meisten Dinge im Leben die anderen merkwürdig scheinen, haben für uns eine verklärt nostalgische Bedeutung. Mr. Federball stammt von meinem letzten Geburtstag, als ich noch in der Nähe von Frankfurt wohnte. Wir haben ein Lagerfeuer gehabt, lecker gegrillt und es war so ziemlich jeder da, der mir wichtig war. Zu dem Zeitpunkt war mir nicht klar, dass es mein letzter Geburtstag in so vertrauter Runde sein würde. Ich zog ein halbes Jahr später nach Hannover.

Mit Mr. Federball haben wir den ganzen Tag gespielt und da unter zunehmendem Alkoholeinfluss Frauen ja gern mal wieder zwölf Jahre alt sind, schloss ich meinen hellblauen Federball ganz besonders ins Herz. Noch in Frankfurt, badete der nun auch nicht mehr namenlose Spielkamerad regelmäßig mit mir und so war es ja wohl klar, dass er auch mit nach Hannover zog.

Hallo?! Es kommt mir beim Schreiben ja schon seltsam vor, wie muss es da erst beim Lesen auf Sie wirken? Und dieser Federballsplin ist nur einer von vielen. Ich habe zum Beispiel einen Zählzwang, aber mit dem kann ich ganz gut leben. Ich war mal sehr erleichtert als eine Freundin neben mir sitzend meinte: “Wie furchtbar, ich muss immer alles um mich herum zählen!“ Na da ging die Party richtig los, kann ich ihnen erzählen! Ich war also nicht allein auf der Welt, mit dem Zwang ständig Dinge zählen zu müssen. Ab und an schicken wir uns lustige MMSen übers Handy, mit möglichst vielen Dingen zum Zählen drauf z.b. ein Lattenzaun, Dachziegel, Blumen mit vielen Blättern dran… und so könnte ich bestimmt noch Hunderte von Sachverhalten aufzählen, die nur bei wirklich ganz genauer Betrachtung nicht mehr allzu seltsam scheinen. Bin ich anders? Krank womöglich? Nein, und Sie sind es auch nicht, also mal vorausgesetzt Sie glauben das manchmal. Wenn wir all das, was nicht denn gängigen Normen und Werten unserer Gesellschaft entspricht als abnormal bewerten, dann hätten wir ein ganz schönes Problem. Da bildet so ein hellblau Federball mit einem Namen nur das Schlusslicht der Charts. Manche wickeln sich aus unterschiedlichen Beweggründen in Frischhaltefolie, manche zünden sich vor jedem Satz der etwas länger zu werden scheint eine Zigarette an und wieder andere essen noch immer kein Rindfleisch… Im Grunde genommen haben wir alle Irgendwas in unserem Leben, was andere sehr abstoßen würde. Darum sollte man stets und ständig auf der Hut davor sein, all zu schnell in Klischeedebatten auf  Kosten anderer zu versinken und sind die Fanfaren auch noch so grell. Ja, es ist schwer ,auf Dauer immer nur um die Fettnäpfchen herum zu springen, statt mitten rein. Ich weiß wovon ich rede aber genaugenommen ist Mr. Federball oder was auch immer nur eine Metapher und steht für Individualität. Und wenn wir für unsere Eigenheiten nicht belächelt, ausgelacht oder verhöhnt werden wollen, sollten wir andere auch nicht mehr ganz so seltsam finden. Seltsam ist schön. Seltsam ist anderes. Seltsam ist individuell. Die Summe all dessen wiederum ist, dass wir selbst also niemals hören wollen: „Meine Freunde hatten recht, du bist doch nicht normal“, denn was oder wer ist schon normal?! Behandeln wir also jeden so wie auch wir behandelt werden wollen und die Welt erscheint nur noch halb so verrückt und mit Sicherheit gibt es zu jeder Verrücktheit eine noch viel verrücktere Geschichte…ein wenig nostalgisch, ein wenig verklärt aber immer auch ein wenig seltsam. 

Virus Mann

Im Grunde genommen sind Männer nichts weiter als eine „Krankheit“. Ich setze diese Behauptung natürlich ganz bewusst in Anführungszeichen, man(n) will ja niemandem zu nahe treten. Aber bleiben wir mal weiter bei den Tatsachen. Wir Frauen wissen sehr wohl, dass Männer uns eigentlich nicht gut tun, aber wir wissen ja auch, dass barfuß in Pumps mit blutigen Fersen endet und doch tun wir es. Hat man sich Virus Mann allerdings erst mal eingefangen, ist das Elend kaum noch abzuwenden. Sie sind so sonderbar speziell, dass kein handelsübliches Antibiotikum anschlägt. Sie nisten sich in jede unserer Zellen ein und bekämpfen uns von innen heraus.

Doch immer wieder lassen wir sie in unser Leben und riskieren damit, erneut zu erkranken. Die Symptome dieser viralen Infektion kommen zudem noch sehr schleichend und werden oft mit Symptomen anderer Erkrankungen verwechselt. Kribbeln im Bauch könnte auch eine Magengrippe sein, erhöhter Pulsschlag in seiner Nähe könnte auch am übermäßigen Kaffeegenuss liegen und plötzlich alles rosarot zu sehen, wird wohl am letzten verpassten Augenarzttermin liegen. Es ist also nicht so einfach, Virus Mann zu diagnostizieren.

Leidet man nun aber zweifelsfrei daran, so sollte man auf der Hut sein, um nicht chronisch zu erkranken, denn dies käme einem vorzeitigen aber endgültigen Todesurteil gleich. Es könnten sich im Wartezimmer leicht folgende Dialoge ergeben: „ Ach liebes, Du hier? Fühlst du dich nicht gut?“ „Ich weiß nicht so genau…hatte den Virus Mann im letzten Jahr schon dreimal und fühl mich schon wieder etwas angeschlagen… .“ man wird an dieser Stelle schnell bemerken, dass man von mitleideigen Blicken getroffen wird und dass leicht von einem wegrückt wird. Na ist doch auch klar! Wer will sich schon anstecken?

„Liebes, du das hört sich nicht gut an…ich befürchte es ist was chronisches. Mach dir keine großen Hoffnungen mehr. Wie konnte das nur passieren?“ …hören sie jemanden nahezu rufen, von der anderen Seite des Wartezimmers, weit weg von der Möglichkeit, sich zu infizieren. Dabei weiß doch jeder, dass der Virus sich nur von Mann zu Frau überträgt.

Aber man versteht das natürlich…wer will schon mit jemandem Stuhl an Stuhl sitzen, der immer wieder im selben Dilemma steckt?! Nach der dritten Blasenentzündung einer ständig viel zu leicht bekleideten Freundin, hört man vermutlich auch auf, sie zu maßregeln und überlässt sie ihrem Schicksal. Nun gut, ein mitleidiges Lächeln gehört dann anstandshalber schon noch dazu.

Nun komme ich aber leider nicht umhin, mich zu fragen, wie wir Frauen den Kampf gegen den Virus Mann gewinnen. Wie werden wir resistent; und noch viel wichtiger erscheint mir die Frage, ob wir es überhaupt wollen?!

Aber wie bei jedem anderen Virus auch wird es sicher Abspaltungen und Mutationen geben, von denen einige mehr und andere weniger gefährlich sind. Es bleibt mir also nur die Hoffnung, im Falle eines Falles an einen guten Arzt zu geraten und an eine Mutation des Virus Mann, die weniger gefährlich ist, nicht abhängig macht oder gar chronisch wird und vielleicht mit viel Glück nicht unbedingt tödlich endet.

 

Schattenmänner liebt man nicht

 

 

Nun gilt es wohl vorab zu erklären was ein Schattenmann ist, bevor es darum geht, dass man sie nicht lieben sollte.

Wie der Name schon vermuten lässt, ist diese ganz besondere Spezies Mann eher im Schatten einer Frau zu finden, fungiert also im Hintergrund. Der klassische Schattenmann ist quasi der „bester Freund“ der Singlefrau. Wenn man also mal Lust auf Sex hat, ruft man ihn an. Er ist unkompliziert, lebt sein eigenes Leben und ab und an trifft man sich eben. Da weiß Frau was sie hat und muss sich nicht großartig verbiegen. Eine derartige Beziehung zu haben, verspricht beiden die vollkommene Entspannung und Befriedigung, weil es frei von Zwängen ist.

Neben dem klassischen Modell gibt es natürlich auch eine Vielzahl anderer.

Jene z.B., die fest gebunden sind. Bei denen ist der Vorteil, dass es auch garantiert nur eine Liaison bleibt und alle grenzwertigen Emotionen wirklich außen vor sind und dort auch bleiben.

Was Frau angeht, so kann es schon auch mal vorkommen, dass sie gebunden ist. Ja oder sogar beide. Alles ist möglich.

Das Ganze mag jetzt sehr oberflächlich erscheinen, aber das ist es nicht. Man steht sich menschlich schon nahe, will aber vielleicht nicht mehr als die Gesellschaft dieses Menschen, vorzugsweise im Bett. Man ruft sich zum Geburtstag an, nimmt ein stückweit Anteil am alltäglichen Leben des Anderen, aber darüber hinaus sollte es nie gehen. Wenn dies alles klar ist und zwar für beide Seiten, dann ist es ein wunderbares Gefühl. Man hat damit etwas besonderes. War die Partnerschafts- akquise am Vorabend eher erfolglos und lässt auch der Prinz auf dem weißen Pferd noch immer auf sich warten, so kann der Schattenmann ein akzeptabler Trostspender sein und schon ist die Welt wieder etwas bunter. Problematisch wird es nur, wenn der Schattenmann ans Licht will oder Frau ihn dort gern hätte. Dies sollten beide Seiten tunlichst unterlassen, denn dann ganz plötzlich und für alle unverhofft, wird dieses unverbindliche Sahnehäubchen auf der Alltagstorte zu einem Stein der tonnenschwer im Magen liegt.

Bitter zudem die Erkenntnis, dass dieser Mann den man konsequent dem Tageslicht vorenthält und den man sich eigens aus narzisstischen Gründen anschaffte, irgendwie schon alles verkörpert was Frau so erwartet. Man liebt die selbe Musik, die Kunst, das innere Kind, lange Gespräche und der Sex hat sich im Laufe der Zeit perfektioniert. Was will Frau mehr? Nichts, nur vom Schattenmann wird man es nie bekommen. In dieser Art von „Beziehung“ ist sich jeder seines Status durchaus bewusst und wenn man zwanzig Jahre in einem kleinstädtischen Hinterhof gelebt hat, zieht man nicht von heute auf morgen in die Großstadt. Tja und Der- oder Diejenige zu sein, mit dem ggf. über längere Zeit der eigentlichen Partner betrogen wurde ist wohl nicht die beste Basis für eine ernsthafte Beziehung zwischen Schattenmann und Schattenfrau. Dies ist also der Grund, warum man sich in seinen Schattenmenschen nicht verlieben oder gar verlieren sollte. Mit der Unverbindlichkeit geht auch der Zauber verloren. Aber Gott sei Dank, hat ja jeder die Möglichkeit selbst zu entscheiden ob er sich auf solch Amüsement einlässt oder es lieber bleiben lässt.  

…die großen Fragen des Lebens

 

Während wir auf die großen Chancen unseres Lebens warten, auf die große

Liebe und das vollkommene Glück, verpassen wir da das Eigentliche?

Sehen wir dabei zu, wie unser Leben an uns vorbeizieht, während wir darauf warten, dass es beginnt?

Kann man sein Schicksal verpassen und wären manche Dinge anderes gekommen, wenn man den Weg in einer anderen Richtung weitergegangen wäre? Haben wir eine Wahl oder steht unser Leben irgendwo geschrieben? Es ist so eine enorme Verantwortung, die uns leider niemand abnehmen kann. Man hat oft so viele Möglichkeiten, aber niemand ist da der uns sagt, wie sich welche Entscheidung auswirken wird. Es geht hierbei um Kleinigkeiten, um die Banalitäten des Daseins. Was, wenn ich den Zug früher genommen hätte? Was, wenn ich den Job in Frankfurt angenommen und mich somit gegen ein Studium in Hannover entschieden hätte? Wäre ich jetzt glücklicher? Was für Freunde hätte ich und wie sehe meine Wohnung aus? Unser eines Leben beinhaltet viele kleine und das macht es wirklich nicht einfacher. Wie soll man aus der Vielzahl an Möglichkeiten für sich das Richtige finden und vor allem, wird man zu seiner Entscheidung „ein Leben lang“ stehen können?

Aber mal abgesehen von beruflichen Entscheidungen, hat die Entscheidung für einen Partner doch die größten Auswirkungen. Wir alle sind Opfer unserer Sozialisation und bestimmte Muster sind uns somit in die Wiege gelegt worden. Ich persönlich bin ständig auf der Suche nach dem Einen. Glaube ich jedoch ihn gefunden zu habe, lässt es nicht lange auf sich warten, bis ich mich frage ob er es auch wirklich ist oder ob da irgendwo nicht noch ein Besserer wartet. Was also, wenn es den Besseren nicht gibt? Wenn der Eine schon dabei war und ich es nicht erkannt habe? Wie wäre mein Leben jetzt, wenn ich bei ihm geblieben wäre? Das einzig Beruhigende ist die Tatsache, dass ich es wohl nie erfahren werde. Wie lange aber lohnt sich die Suche nach dem Einen? Sollte man nicht irgendwann aufhören und zur Ruhe kommen oder werden wir die Ruhe ohne das Suchen nie finden können? Da treffen nun also zwei Menschen aufeinander die von der ersten Sekunde an wissen, dass sie für einander bestimmt sind und sie können einfach nicht zusammen finden, weil sie unterschiedliche Wege gegangen sind und es an dieser Stelle keine Möglichkeit mehr für einen gemeinsamen Weg gibt. Wozu fragt man sich, wozu war es gut? Warum lernt man die große Liebe kennen und darf sie dann nicht leben? Und wenn auch irgendwann alle Fragen eine Antwort finden so bleibt doch diese Eine ganz gewiss unbeantwortet: Wie wäre ein Leben an seiner Seite gewesen?

 

Aber wenn ich mein Leben nicht verpassen will, dann muss ich wohl aufhören mir überhaupt Fragen zu stellen. Einfach annehmen was immer auch passiert und nicht nach dem Sinn fragen. Denn was, wenn wir es wüssten? Wenn wir wüssten warum Dinge geschehen ohne, dass man  im Stande wäre sie noch zu ändern. Sie sind eben geschehen und warum , sollte keine Rolle spielen. Vielleicht und mit viel Glück kann man auf diese Weise doch noch erfahren, was so unerreichbar und kostbar scheint:  Zufriedenheit…

 

…auch wenn Ignoranz und Verdrängen der Preis dafür sind.

Eine Frage des Geschmacks

Nun gehöre ich wohl hochoffiziell zu den Frauen, die mit fast dreißig noch Single sind. Allerdings gehöre ich in dieser Randgruppe zur extremistischen Untergruppierung derer, die mit ihrem Singledasein durchaus zufrieden sind. Nicht, dass ich nicht wirklich alles probiert habe um Teil einer Zweierbeziehung zu sein, aber es hat nicht funktioniert. Ich habe nicht funktioniert.

Ich war schon immer eine von den Frauen, die nie ihren persönlichen Duft gefunden hat. Sie wissen schon, dieses im wahrsten Sinne des Wortes dufte Assoziationsspiel, bei dem es darum geht einen Duft wahrzunehmen und ihn einer Person bei zu ordnen, die ihn ständig trägt. Quasi ein Wiedererkennungswert. Ich habe keinen! Also keinen den man kaufen und aufsprühen kann.

Ähnlich halte ich es auch mit meinem Klamottenstil. Ich konnte mich bislang nicht festlegen ob sportiv, klassisch chic, alternativ oder extravagant. In meinem Schrank befinden sich Sachen mit denen ich im Theater sicher nicht unangenehm auffallen würde genauso, wie alles was man für ein rockig-alternatives Outfit braucht.

Müsste ich eine Wohnung oder ein Haus mit vielen Zimmern einrichten, so wäre jedes in einem anderen Stil. Der blaue Salon neben der mediterranen Küche in der alten Jugendstilvilla. Für echte Stilästheten mag dies zweifelsohne ein Fauxpas sondergleichen sein. Auch für mich war es dies sehr lange, bis ich den eigentlichen Reiz daran entdeckte. Es ist nämlich kein fehlendes persönliches Manifest, sondern vielmehr die Fähigkeit, offen in verschiedene Richtungen zu tendieren ohne immer gleich das Gefühl haben zu müssen: „Das bin doch nicht ich!“

Wenn man endlich aufhört sich zu suchen, hat man sich in diesem Moment gefunden.

Ich habe mich gefunden und dies auf alle Bereiche meines Lebens ausgedehnt. Zumindest habe ich dies vor.

Eine Frau wie ich, die also nach eigenen Aussagen nicht in der Lage ist einen individuellen Duft oder Stil für sich zu finden, findet auch keinen passenden Mann! Wie auch?! Wenn blond ebenso attraktiv wie brünett erscheint, wenn Estee Lauder genauso gut riecht wie Chanel, warum dann nicht beides? Haben wir uns den Zwang den perfekten einen Mann zu finden selbst auferlegt oder wird es uns gesellschaftlich normativ aufgezwungen? Warum nicht alles ausprobieren was gefällt? Ein Leben ist zeitlich gesehen auf jeden Fall ausreichend.

Ich bin also eine Stil und Beziehungsnormadin, denn ich denke, dass viele Beziehungen zu haben und unterschiedliche Lebensweisen zu führen sehr viel bereichernder ist als in jedem menschlichen Aspekt monogam zu sein. Mal überspitzt dargestellt würde dies praktisch bedeuten, dass wir nicht ständig nach dem einen passenden Ding suchen sollten, weil uns das, was zwischendrin passiert sehr viel weiter bringt. Im Frühjahr also gedeckte Farben zu klassischen Schuhen und ein Date mit einem leitenden Angestellten einer großen Bank und im Sommer dann knallbunt mit goldenen Stilettos und ein Date mit einem freischaffenden Künstler. Egal ,wenn zwischen diesen Dates Jahre liegen. Aber einmal gedeckt und bieder soll doch nicht heißen immer gedeckt und bieder. Sich nicht festzulegen und immer offen für Neues zu sein macht hierbei den eigentlichen Reiz aus, also leben wir ihn. Es gibt so viele Dinge zu entdecken und wie jeden Monat ein neuer Duft auf den Markt kommt so scheint auch der Männermarkt unerschöpflich an Vielfalt zu sein. Man muss weiß Gott nicht alles probieren, dafür wäre ein Leben zu kurz, aber viele kleine Leben in unser eines großes zu basteln, wäre doch ganz wundervoll.

Nicht die eine große Liebe sondern fünf große Lieben, nicht eine lebensbereichernde Beziehung sondern viele verschiedene. Das schließt ja nicht automatisch aus, dass alles von genauso guter Qualität sein kann, nur eben kürzer, intensiver, komprimierter, bunter, authentischer und lebendiger.

Und ja, wir haben sehr wohl ein Recht darauf so zu leben. Es ist weder egozentrisch noch hedonistisch. Es ist einfach unser Leben und wie wir es gestalten hängt doch nur von uns ab, denn bei der Wahl eines Parfüms oder einer Wohnzimmertapete lassen wir uns auch nicht reinreden und fühlen uns dabei weder egozentriert noch selbstverliebt. Alles eine Frage des Geschmacks…und da schließt sich der Kreislauf.

Freundschaften vs. Männer

Ich sitze mal wieder im Zug und habe mich gefragt, welchen Stellenwert Freundschaften in unserem Leben einnehmen, bzw. einnehmen sollten.

Wenn man es genau nimmt, so unterscheiden sich freundschaftliche Beziehungen doch wirklich wenig im Vergleich zu partnerschaftlichen. Nur der Sex fehlt, ansonsten aber nicht besonders viel.

Meine zwei besten Freundinnen kenne ich schon eine Ewigkeit. Wir haben so einige Männer kommen und gehen sehen und wir haben sie alle überlebt. Mit großen und weniger großen Wunden haben sie uns zurückgelassen…aber im Schoße einer guten Freundin ist alles halb so schlimm.

Vor wem lässt man mal so richtig die sprichwörtliche Hosen runter? Mit wem kann man lästern, heulen, feiern, hassen, lieben, über sinnloses diskutieren, einfach mal nur im Jogginganzug rumliegen und maßlos einer Schachtel Pralinen frönen? Das geht nur mit einer Freundin!!! Vor Männern kann man so was nicht tun…für Männer muss man immer perfekt sein und funktionieren. Aber das Wort „muss“ ist falsch. Wir WOLLEN so was vor Männern nicht tun.

Warum nicht? Ich denke Frauen erlegen sich gern den Zwang auf, perfekt sein zu müssen. So perfekt wie beim ersten offiziellen Date, welches gründlichster Vorbereitung bedarf.

Er mag hohe Schuhe, also hohe Schuhe. Er mag enge Jeans, also enge Jeans. Er mag die Haare zum Zopf gebunden, also tun wir ihm den gefallen und binden sie zum Zopf. Nur vergessen wir dabei, das dieses Level beibehalten werden will. Der Mann denkt: “Wow, sie ist perfekt. Genauso wie ich es mag!“ und schon beginnt der Teufelskreis…

Stoppelige Beine sind also ab sofort tabu, der besten Freundin allerdings ziemlich egal.

Sie stoßen nach einem kühlen Blonden für gewöhnlich gern kräftig auf? Super Sache, aber bitte nur vor der Freundin. Vor einem Mann könnte derart maskulines Verhalten unversehens zu akuten Störungen der bislang intakten Libido führen.

Verspricht also die freundschaftliche Beziehung zu jemandem die größere Freiheit, weil sie frei von den eben genannten Zwängen ist?

Das mit den Gefühlen ist auch so eine Sache…ich kann behaupten, dass ich meine Freundinnen liebe. Dies mag nun eine andere Form der Liebe sein als wie zu einem Mann, aber zumindest sind es doch die gleichen Symptome. Man streitet, also hat man Freundinnenkummer. Man verbringt einen äußerst amüsanten Mädelsabend und man ist glücklich. Man geht zusammen shoppen und niemand schaut maulig und genervt auf die Uhr. Man liebt und man leidet zusammen, lediglich miteinander schlafen tut man nicht, bei einander schon! Wo also liegt der genaue Unterschied? Etwa nur bei der Penetration?

Selbst so etwas wie Trennung gibt es. Auch Freunde leben sich auseinander und gehen getrennte Wege und dies ist ebenso schmerzvoll wie von einem Mann verlassen zu werden oder einen Mann zu verlassen.

Eifersucht ist ebenso präsent. Oh ja, wenn man die beste Freundin als solches bezeichnet möchte man auch von ihr so bezeichnet werden und geht sie mal alleine aus und hat Spaß, so hat das schon einen komischen Beigeschmack. Warum nicht mit mir? Ist sie böse? Bin ich nicht mehr die Nummer eins? Fragen, die in partnerschaftlichen Beziehungen auch erscheinen. Und so komme ich nicht umhin mich erneut zu fragen, wo liegt der Unterschied?

Einen emotionalen kann ich nicht finden!

Auch sind Männer ja oft tatsächliche Lebensabschnittsgefährten und wie das Wort schon vermuten lässt, nur temporär begrenzt „verfügbar“. Hier mal zwei Jahre, da mal sechs Monate…sie kommen und gehen und wer bleibt sind die Freundinnen, die jeden Aspekt in einem kennen, die immer wissen wie man sich fühlt und die meist bestehenden Handlungsbedarf sofort erkennen.

Und das wichtigste: man spricht auf der selben Ebene miteinander. Versuchen sie mal einem Mann zu erklären, warum sie sich minderwertig fühlen, wenn er einer weitaus attraktiveren Frau als man selbst es ist, ungeniert nachgeiert. Er wird es rechtfertigen mit der Evolution und damit das es alle tun. Kurz und knapp und sehr pragmatisch. Eine andere Frau versteht sie aber sehr wohl und sehr gut.

Selbst nach Stunden im Bad, auf der Sonnenbank, im Nagelstudio, im Schuhladen, im Unterwäschefachgeschäft ihres Vertauens…es wird sie immer geben, diese Frauen die selbst im Müllsack einfach unwiderstehlich sind. Mit ihren kleinen, festen Pos und ihren Betonbrüsten laufen sie nichtsahnend durch die Stadt und machen die Männer verrückt. Unsere Männer wohlgemerkt. Und obwohl man als Frau eigentlich den „Ich finde mich heute toll-Tag“ hat, möchte man sofort im Erdboden verschwinden und fühlt sich mäuschengrau beim Anblick der Göttinnen von knapp zwanzig.

Diesen schmerz versteht nur eine Freundin! Soviel steht mal fest.

Was auch feststeht, ist die Tatsache dass Freundschaften ähnlich den Liebesbeziehungen gepflegt werden wollen. Kleine Aufmerksamkeiten, nette Komplimente bis hin zum feiern des Jahrestages.

Aber vielleicht ist es auch vergebens nach Unterschieden zu suchen. Ich kann nur hoffen, dass jede Frau auf dieser Welt so Freundinnen hat wie ich und dies zu schätzen weiß. Es ist ein ganz besonderes Geschenk und so sollte es behandelt werden. Diese Art von Liebe, Verständnis, Respekt und Treue erfährt man nur sehr selten von Männern.

 

Pärchenallergie

 

Ich als Single, lästere natürlich am liebsten mit meiner Singlefreundin Susanne über Pärchen. Über uns bekannte selbstverständlich, wo bliebe sonst auch der Spaß dabei?!

Besondere Angriffsfläche bieten uns hierbei Grillabende im Sommer.

Wie so oft, wenn ich zu solch Veranstaltungen eine Einladung bekomme, ist Susanne mein Date. Die Arme opfert sich auch immer tapfer und vor allem gibt sie mir Rückendeckung.

Also, hübsch zurecht gemacht und mit dem Schlimmsten rechnend folgen wir der Einladung von Frank und Mary zum BBQ.

Als wir klingeln, kommt natürlich nicht nur einer zur Tür, sondern beide. Er hat den Arm um ihre Schultern gelegt und beide grinsen als gäbe es kein Morgen mehr“: Schön, dass ihr Zeit hattet, die anderen sind schon alle da.“ Bereits dieser eine Satz verursacht bei Suse ein deutliches Zähneknirschen und auch ich spüre die ersten Symptome meiner schlimmsten Allergie.

Wir folgen dem Pärchen durch den Flur, als Susanne mich am Arm packt und mit schön quitschiger Stimme leise unsere Gastgeberin imitiert: „Schön, dass ihr Zeit hattet… .“

Ich lache laut in mich hinein und bewahre Haltung.

Natürlich haben zwei Singlefrauen Zeit, da sie ja nicht Hausfrauen und Mütter sind und um neun Uhr abends leider alle Schuhgeschäfte geschlossen haben. Dies, so vermuten wir, ist die eigentliche Aussage, die unsere Freundin treffen wollte.

Ich schaue Susanne an und muss nun doch sichtlich grinsen. Ich liebe diese Frau einfach, weil sie immer sagt was sie denkt, so unangemessen es auch scheinen mag. Außerdem mochte sie Mary nie wirklich, aber nun war sie mein Date und wir mussten da gemeinsam durch.

Im Garten erwartete uns dann ein Haufen siamesischer Zwillinge. Kopf an Kopf, Hand in Hand…so formierten sie sich und sahen dabei alle soo glücklich aus. Es erschien mir wie ein Virus, denn teilweise sah man sie sogar gemeinsam und natürlich auch hierbei Hand in Hand, zum Klo schlendern. Dabei war immer dieses furchtbare Glitzern in den Augen, dass der Welt zeigte: Wir gehören zusammen.

Die einzigen Männer, die an dem Abend ohne Frauen dort waren, waren Bodo und Detlef, ihres Zeichens ein schwules und sehr reizendes Pärchen.

Bingo, Jackpot…volle Packung!

Geredet wurde ausschließlich über Eigentumswohnungen, Arbeit, Gesundheit und vollgemachte Windeln.

Hatte mir erhofft, nach zwei Gläsern Wein im Kreise Gleichgesinnter mal offen aus dem Nähkästchen plaudern zu können. Eine wahnwitzige Nacht lag hinter mir, aber außer meine beste Freundin schien das niemanden zu interessieren. Auch gut! Mir schnürte meine Pärchenallergie so langsam  die Luft ab, aber tapfer schluckte ich noch die letzten Bissen meiner von Mary hübsch dekorierten und auf dem Teller festlich arrangierten Grillwurst hinunter und dankte still dem lieben Gott für Suses außergewöhnliches schauspielerisches Talent. Furchtbares und selbstverständlich ganz akutes Kopfweh! Und so entkamen wir, mehr oder weniger unversehrt, dieser morbiden Gesellschaft von Langweilern.

Noch schnell für den reizenden Abend bedankt und dann schnell weg.

Tatsächlich wurde dieser Abend auch noch reizend, später dann, in der Cocktailbar unseres Vertrauens, wo Singles noch als vollwertige Menschen galten und schmucke Kellner genau wussten, was uns glücklich macht. La dolce Vita!

Sicher, wir hätten das auch gleich tun können, aber ist so ein aufgefrischtes Feindbild nicht auch was feines? Da weiß man urplötzlich wieder wofür es sich zu kämpfen lohnt.

Für alles Unheil dieser Welt, machten wir dann lautstark die Pärchen dieser Welt verantwortlich und begossen diesen, unseren Leitspruch des Abends, mit dem ein oder andern Cocktail und von Kopfschmerzen keine Spur mehr.