…die großen Fragen des Lebens

 

Während wir auf die großen Chancen unseres Lebens warten, auf die große

Liebe und das vollkommene Glück, verpassen wir da das Eigentliche?

Sehen wir dabei zu, wie unser Leben an uns vorbeizieht, während wir darauf warten, dass es beginnt?

Kann man sein Schicksal verpassen und wären manche Dinge anderes gekommen, wenn man den Weg in einer anderen Richtung weitergegangen wäre? Haben wir eine Wahl oder steht unser Leben irgendwo geschrieben? Es ist so eine enorme Verantwortung, die uns leider niemand abnehmen kann. Man hat oft so viele Möglichkeiten, aber niemand ist da der uns sagt, wie sich welche Entscheidung auswirken wird. Es geht hierbei um Kleinigkeiten, um die Banalitäten des Daseins. Was, wenn ich den Zug früher genommen hätte? Was, wenn ich den Job in Frankfurt angenommen und mich somit gegen ein Studium in Hannover entschieden hätte? Wäre ich jetzt glücklicher? Was für Freunde hätte ich und wie sehe meine Wohnung aus? Unser eines Leben beinhaltet viele kleine und das macht es wirklich nicht einfacher. Wie soll man aus der Vielzahl an Möglichkeiten für sich das Richtige finden und vor allem, wird man zu seiner Entscheidung „ein Leben lang“ stehen können?

Aber mal abgesehen von beruflichen Entscheidungen, hat die Entscheidung für einen Partner doch die größten Auswirkungen. Wir alle sind Opfer unserer Sozialisation und bestimmte Muster sind uns somit in die Wiege gelegt worden. Ich persönlich bin ständig auf der Suche nach dem Einen. Glaube ich jedoch ihn gefunden zu habe, lässt es nicht lange auf sich warten, bis ich mich frage ob er es auch wirklich ist oder ob da irgendwo nicht noch ein Besserer wartet. Was also, wenn es den Besseren nicht gibt? Wenn der Eine schon dabei war und ich es nicht erkannt habe? Wie wäre mein Leben jetzt, wenn ich bei ihm geblieben wäre? Das einzig Beruhigende ist die Tatsache, dass ich es wohl nie erfahren werde. Wie lange aber lohnt sich die Suche nach dem Einen? Sollte man nicht irgendwann aufhören und zur Ruhe kommen oder werden wir die Ruhe ohne das Suchen nie finden können? Da treffen nun also zwei Menschen aufeinander die von der ersten Sekunde an wissen, dass sie für einander bestimmt sind und sie können einfach nicht zusammen finden, weil sie unterschiedliche Wege gegangen sind und es an dieser Stelle keine Möglichkeit mehr für einen gemeinsamen Weg gibt. Wozu fragt man sich, wozu war es gut? Warum lernt man die große Liebe kennen und darf sie dann nicht leben? Und wenn auch irgendwann alle Fragen eine Antwort finden so bleibt doch diese Eine ganz gewiss unbeantwortet: Wie wäre ein Leben an seiner Seite gewesen?

 

Aber wenn ich mein Leben nicht verpassen will, dann muss ich wohl aufhören mir überhaupt Fragen zu stellen. Einfach annehmen was immer auch passiert und nicht nach dem Sinn fragen. Denn was, wenn wir es wüssten? Wenn wir wüssten warum Dinge geschehen ohne, dass man  im Stande wäre sie noch zu ändern. Sie sind eben geschehen und warum , sollte keine Rolle spielen. Vielleicht und mit viel Glück kann man auf diese Weise doch noch erfahren, was so unerreichbar und kostbar scheint:  Zufriedenheit…

 

…auch wenn Ignoranz und Verdrängen der Preis dafür sind.

Eine Frage des Geschmacks

Nun gehöre ich wohl hochoffiziell zu den Frauen, die mit fast dreißig noch Single sind. Allerdings gehöre ich in dieser Randgruppe zur extremistischen Untergruppierung derer, die mit ihrem Singledasein durchaus zufrieden sind. Nicht, dass ich nicht wirklich alles probiert habe um Teil einer Zweierbeziehung zu sein, aber es hat nicht funktioniert. Ich habe nicht funktioniert.

Ich war schon immer eine von den Frauen, die nie ihren persönlichen Duft gefunden hat. Sie wissen schon, dieses im wahrsten Sinne des Wortes dufte Assoziationsspiel, bei dem es darum geht einen Duft wahrzunehmen und ihn einer Person bei zu ordnen, die ihn ständig trägt. Quasi ein Wiedererkennungswert. Ich habe keinen! Also keinen den man kaufen und aufsprühen kann.

Ähnlich halte ich es auch mit meinem Klamottenstil. Ich konnte mich bislang nicht festlegen ob sportiv, klassisch chic, alternativ oder extravagant. In meinem Schrank befinden sich Sachen mit denen ich im Theater sicher nicht unangenehm auffallen würde genauso, wie alles was man für ein rockig-alternatives Outfit braucht.

Müsste ich eine Wohnung oder ein Haus mit vielen Zimmern einrichten, so wäre jedes in einem anderen Stil. Der blaue Salon neben der mediterranen Küche in der alten Jugendstilvilla. Für echte Stilästheten mag dies zweifelsohne ein Fauxpas sondergleichen sein. Auch für mich war es dies sehr lange, bis ich den eigentlichen Reiz daran entdeckte. Es ist nämlich kein fehlendes persönliches Manifest, sondern vielmehr die Fähigkeit, offen in verschiedene Richtungen zu tendieren ohne immer gleich das Gefühl haben zu müssen: „Das bin doch nicht ich!“

Wenn man endlich aufhört sich zu suchen, hat man sich in diesem Moment gefunden.

Ich habe mich gefunden und dies auf alle Bereiche meines Lebens ausgedehnt. Zumindest habe ich dies vor.

Eine Frau wie ich, die also nach eigenen Aussagen nicht in der Lage ist einen individuellen Duft oder Stil für sich zu finden, findet auch keinen passenden Mann! Wie auch?! Wenn blond ebenso attraktiv wie brünett erscheint, wenn Estee Lauder genauso gut riecht wie Chanel, warum dann nicht beides? Haben wir uns den Zwang den perfekten einen Mann zu finden selbst auferlegt oder wird es uns gesellschaftlich normativ aufgezwungen? Warum nicht alles ausprobieren was gefällt? Ein Leben ist zeitlich gesehen auf jeden Fall ausreichend.

Ich bin also eine Stil und Beziehungsnormadin, denn ich denke, dass viele Beziehungen zu haben und unterschiedliche Lebensweisen zu führen sehr viel bereichernder ist als in jedem menschlichen Aspekt monogam zu sein. Mal überspitzt dargestellt würde dies praktisch bedeuten, dass wir nicht ständig nach dem einen passenden Ding suchen sollten, weil uns das, was zwischendrin passiert sehr viel weiter bringt. Im Frühjahr also gedeckte Farben zu klassischen Schuhen und ein Date mit einem leitenden Angestellten einer großen Bank und im Sommer dann knallbunt mit goldenen Stilettos und ein Date mit einem freischaffenden Künstler. Egal ,wenn zwischen diesen Dates Jahre liegen. Aber einmal gedeckt und bieder soll doch nicht heißen immer gedeckt und bieder. Sich nicht festzulegen und immer offen für Neues zu sein macht hierbei den eigentlichen Reiz aus, also leben wir ihn. Es gibt so viele Dinge zu entdecken und wie jeden Monat ein neuer Duft auf den Markt kommt so scheint auch der Männermarkt unerschöpflich an Vielfalt zu sein. Man muss weiß Gott nicht alles probieren, dafür wäre ein Leben zu kurz, aber viele kleine Leben in unser eines großes zu basteln, wäre doch ganz wundervoll.

Nicht die eine große Liebe sondern fünf große Lieben, nicht eine lebensbereichernde Beziehung sondern viele verschiedene. Das schließt ja nicht automatisch aus, dass alles von genauso guter Qualität sein kann, nur eben kürzer, intensiver, komprimierter, bunter, authentischer und lebendiger.

Und ja, wir haben sehr wohl ein Recht darauf so zu leben. Es ist weder egozentrisch noch hedonistisch. Es ist einfach unser Leben und wie wir es gestalten hängt doch nur von uns ab, denn bei der Wahl eines Parfüms oder einer Wohnzimmertapete lassen wir uns auch nicht reinreden und fühlen uns dabei weder egozentriert noch selbstverliebt. Alles eine Frage des Geschmacks…und da schließt sich der Kreislauf.

Freundschaften vs. Männer

Ich sitze mal wieder im Zug und habe mich gefragt, welchen Stellenwert Freundschaften in unserem Leben einnehmen, bzw. einnehmen sollten.

Wenn man es genau nimmt, so unterscheiden sich freundschaftliche Beziehungen doch wirklich wenig im Vergleich zu partnerschaftlichen. Nur der Sex fehlt, ansonsten aber nicht besonders viel.

Meine zwei besten Freundinnen kenne ich schon eine Ewigkeit. Wir haben so einige Männer kommen und gehen sehen und wir haben sie alle überlebt. Mit großen und weniger großen Wunden haben sie uns zurückgelassen…aber im Schoße einer guten Freundin ist alles halb so schlimm.

Vor wem lässt man mal so richtig die sprichwörtliche Hosen runter? Mit wem kann man lästern, heulen, feiern, hassen, lieben, über sinnloses diskutieren, einfach mal nur im Jogginganzug rumliegen und maßlos einer Schachtel Pralinen frönen? Das geht nur mit einer Freundin!!! Vor Männern kann man so was nicht tun…für Männer muss man immer perfekt sein und funktionieren. Aber das Wort „muss“ ist falsch. Wir WOLLEN so was vor Männern nicht tun.

Warum nicht? Ich denke Frauen erlegen sich gern den Zwang auf, perfekt sein zu müssen. So perfekt wie beim ersten offiziellen Date, welches gründlichster Vorbereitung bedarf.

Er mag hohe Schuhe, also hohe Schuhe. Er mag enge Jeans, also enge Jeans. Er mag die Haare zum Zopf gebunden, also tun wir ihm den gefallen und binden sie zum Zopf. Nur vergessen wir dabei, das dieses Level beibehalten werden will. Der Mann denkt: “Wow, sie ist perfekt. Genauso wie ich es mag!“ und schon beginnt der Teufelskreis…

Stoppelige Beine sind also ab sofort tabu, der besten Freundin allerdings ziemlich egal.

Sie stoßen nach einem kühlen Blonden für gewöhnlich gern kräftig auf? Super Sache, aber bitte nur vor der Freundin. Vor einem Mann könnte derart maskulines Verhalten unversehens zu akuten Störungen der bislang intakten Libido führen.

Verspricht also die freundschaftliche Beziehung zu jemandem die größere Freiheit, weil sie frei von den eben genannten Zwängen ist?

Das mit den Gefühlen ist auch so eine Sache…ich kann behaupten, dass ich meine Freundinnen liebe. Dies mag nun eine andere Form der Liebe sein als wie zu einem Mann, aber zumindest sind es doch die gleichen Symptome. Man streitet, also hat man Freundinnenkummer. Man verbringt einen äußerst amüsanten Mädelsabend und man ist glücklich. Man geht zusammen shoppen und niemand schaut maulig und genervt auf die Uhr. Man liebt und man leidet zusammen, lediglich miteinander schlafen tut man nicht, bei einander schon! Wo also liegt der genaue Unterschied? Etwa nur bei der Penetration?

Selbst so etwas wie Trennung gibt es. Auch Freunde leben sich auseinander und gehen getrennte Wege und dies ist ebenso schmerzvoll wie von einem Mann verlassen zu werden oder einen Mann zu verlassen.

Eifersucht ist ebenso präsent. Oh ja, wenn man die beste Freundin als solches bezeichnet möchte man auch von ihr so bezeichnet werden und geht sie mal alleine aus und hat Spaß, so hat das schon einen komischen Beigeschmack. Warum nicht mit mir? Ist sie böse? Bin ich nicht mehr die Nummer eins? Fragen, die in partnerschaftlichen Beziehungen auch erscheinen. Und so komme ich nicht umhin mich erneut zu fragen, wo liegt der Unterschied?

Einen emotionalen kann ich nicht finden!

Auch sind Männer ja oft tatsächliche Lebensabschnittsgefährten und wie das Wort schon vermuten lässt, nur temporär begrenzt „verfügbar“. Hier mal zwei Jahre, da mal sechs Monate…sie kommen und gehen und wer bleibt sind die Freundinnen, die jeden Aspekt in einem kennen, die immer wissen wie man sich fühlt und die meist bestehenden Handlungsbedarf sofort erkennen.

Und das wichtigste: man spricht auf der selben Ebene miteinander. Versuchen sie mal einem Mann zu erklären, warum sie sich minderwertig fühlen, wenn er einer weitaus attraktiveren Frau als man selbst es ist, ungeniert nachgeiert. Er wird es rechtfertigen mit der Evolution und damit das es alle tun. Kurz und knapp und sehr pragmatisch. Eine andere Frau versteht sie aber sehr wohl und sehr gut.

Selbst nach Stunden im Bad, auf der Sonnenbank, im Nagelstudio, im Schuhladen, im Unterwäschefachgeschäft ihres Vertauens…es wird sie immer geben, diese Frauen die selbst im Müllsack einfach unwiderstehlich sind. Mit ihren kleinen, festen Pos und ihren Betonbrüsten laufen sie nichtsahnend durch die Stadt und machen die Männer verrückt. Unsere Männer wohlgemerkt. Und obwohl man als Frau eigentlich den „Ich finde mich heute toll-Tag“ hat, möchte man sofort im Erdboden verschwinden und fühlt sich mäuschengrau beim Anblick der Göttinnen von knapp zwanzig.

Diesen schmerz versteht nur eine Freundin! Soviel steht mal fest.

Was auch feststeht, ist die Tatsache dass Freundschaften ähnlich den Liebesbeziehungen gepflegt werden wollen. Kleine Aufmerksamkeiten, nette Komplimente bis hin zum feiern des Jahrestages.

Aber vielleicht ist es auch vergebens nach Unterschieden zu suchen. Ich kann nur hoffen, dass jede Frau auf dieser Welt so Freundinnen hat wie ich und dies zu schätzen weiß. Es ist ein ganz besonderes Geschenk und so sollte es behandelt werden. Diese Art von Liebe, Verständnis, Respekt und Treue erfährt man nur sehr selten von Männern.

 

Pärchenallergie

 

Ich als Single, lästere natürlich am liebsten mit meiner Singlefreundin Susanne über Pärchen. Über uns bekannte selbstverständlich, wo bliebe sonst auch der Spaß dabei?!

Besondere Angriffsfläche bieten uns hierbei Grillabende im Sommer.

Wie so oft, wenn ich zu solch Veranstaltungen eine Einladung bekomme, ist Susanne mein Date. Die Arme opfert sich auch immer tapfer und vor allem gibt sie mir Rückendeckung.

Also, hübsch zurecht gemacht und mit dem Schlimmsten rechnend folgen wir der Einladung von Frank und Mary zum BBQ.

Als wir klingeln, kommt natürlich nicht nur einer zur Tür, sondern beide. Er hat den Arm um ihre Schultern gelegt und beide grinsen als gäbe es kein Morgen mehr“: Schön, dass ihr Zeit hattet, die anderen sind schon alle da.“ Bereits dieser eine Satz verursacht bei Suse ein deutliches Zähneknirschen und auch ich spüre die ersten Symptome meiner schlimmsten Allergie.

Wir folgen dem Pärchen durch den Flur, als Susanne mich am Arm packt und mit schön quitschiger Stimme leise unsere Gastgeberin imitiert: „Schön, dass ihr Zeit hattet… .“

Ich lache laut in mich hinein und bewahre Haltung.

Natürlich haben zwei Singlefrauen Zeit, da sie ja nicht Hausfrauen und Mütter sind und um neun Uhr abends leider alle Schuhgeschäfte geschlossen haben. Dies, so vermuten wir, ist die eigentliche Aussage, die unsere Freundin treffen wollte.

Ich schaue Susanne an und muss nun doch sichtlich grinsen. Ich liebe diese Frau einfach, weil sie immer sagt was sie denkt, so unangemessen es auch scheinen mag. Außerdem mochte sie Mary nie wirklich, aber nun war sie mein Date und wir mussten da gemeinsam durch.

Im Garten erwartete uns dann ein Haufen siamesischer Zwillinge. Kopf an Kopf, Hand in Hand…so formierten sie sich und sahen dabei alle soo glücklich aus. Es erschien mir wie ein Virus, denn teilweise sah man sie sogar gemeinsam und natürlich auch hierbei Hand in Hand, zum Klo schlendern. Dabei war immer dieses furchtbare Glitzern in den Augen, dass der Welt zeigte: Wir gehören zusammen.

Die einzigen Männer, die an dem Abend ohne Frauen dort waren, waren Bodo und Detlef, ihres Zeichens ein schwules und sehr reizendes Pärchen.

Bingo, Jackpot…volle Packung!

Geredet wurde ausschließlich über Eigentumswohnungen, Arbeit, Gesundheit und vollgemachte Windeln.

Hatte mir erhofft, nach zwei Gläsern Wein im Kreise Gleichgesinnter mal offen aus dem Nähkästchen plaudern zu können. Eine wahnwitzige Nacht lag hinter mir, aber außer meine beste Freundin schien das niemanden zu interessieren. Auch gut! Mir schnürte meine Pärchenallergie so langsam  die Luft ab, aber tapfer schluckte ich noch die letzten Bissen meiner von Mary hübsch dekorierten und auf dem Teller festlich arrangierten Grillwurst hinunter und dankte still dem lieben Gott für Suses außergewöhnliches schauspielerisches Talent. Furchtbares und selbstverständlich ganz akutes Kopfweh! Und so entkamen wir, mehr oder weniger unversehrt, dieser morbiden Gesellschaft von Langweilern.

Noch schnell für den reizenden Abend bedankt und dann schnell weg.

Tatsächlich wurde dieser Abend auch noch reizend, später dann, in der Cocktailbar unseres Vertrauens, wo Singles noch als vollwertige Menschen galten und schmucke Kellner genau wussten, was uns glücklich macht. La dolce Vita!

Sicher, wir hätten das auch gleich tun können, aber ist so ein aufgefrischtes Feindbild nicht auch was feines? Da weiß man urplötzlich wieder wofür es sich zu kämpfen lohnt.

Für alles Unheil dieser Welt, machten wir dann lautstark die Pärchen dieser Welt verantwortlich und begossen diesen, unseren Leitspruch des Abends, mit dem ein oder andern Cocktail und von Kopfschmerzen keine Spur mehr.